16.03.2017 -
Die Deutschen investieren seit Generationen vorzugsweise in Zinsanlagen. Doch wenn der Zins nahe der Nullmarke zementiert ist und die Banken Strafzinsen einführen, gleichzeitig aber die Inflation zulegt, wird die Gewohnheit zum Problem für Sparer.
Dass sich bald etwas am Zinsniveau innerhalb der Eurozone ändert, ist unseres Erachtens wenig wahrscheinlich. Angesichts des unsicheren politischen Umfelds – der bevorstehenden Wahlen in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland – ist die Europäische Zentralbank (EZB) mehr denn je gezwungen, ihre Nullzinspolitik fortzusetzen. Die EZB wird die Zinsen wohl noch lange tief halten, weil sie sie tief halten muss. Andernfalls bekämen die hochverschuldeten Staaten der Währungsgemeinschaft ein Problem.
Die Hoffnung der Sparer auf steigende Zinsen wird unseres Erachtens weiterhin enttäuscht werden. In den kommenden Monaten könnte es für sie sogar noch schlimmer kommen, nämlich dann, wenn Banken nach und nach Negativzinsen auf Kontoguthaben einführen würden und sich gleichzeitig die Inflation zurückmeldet. Zuletzt vermeldeten die Statistiker einen Anstieg der Teuerungsraten innerhalb der Eurozone auf immerhin zwei Prozent.
Vor knapp einem Jahr hatten wir gemeinsam mit der GfK eine Studie konzipiert, die sich unter anderem mit der Frage beschäftigte, was die Deutschen wohl täten, sollten ihre Banken durchgehend Strafzinsen auf Kontoguthaben einführen.
Mehr als 90 Prozent der Befragten gaben an, ihr Verhalten in einem solchen Falle ändern zu wollen: 44 Prozent würden die Bank wechseln, 27,5 Prozent Bargeld abheben und 21,5 Prozent über Anlagealternativen nachdenken. Lediglich 7,3 Prozent würden so weitermachen wie bisher. Je höher das Einkommen und je höher das Vermögen, umso eher würden die Befragten ihr Verhalten anpassen.
Die Bereitschaft, Bargeld von den Konten abzuheben, war bei den Besserverdienenden und Vermögenderen erwartungsgemäß weniger ausgeprägt. Sie neigen eher dazu, ihr Kontoguthaben anderweitig zu investieren. Sofern die Befragten noch eine Chance sähen, den Negativzinsen durch einen Wechsel der Bank zu entkommen, würden sie die mehrheitlich nutzen. Entfiele diese Möglichkeit, weil alle Banken negative Zinsen erhöben, gaben immer noch knapp 90 Prozent der Befragten an, dass sie ihr Anlageverhalten verändern würden und Bargeld abheben (49,9 Prozent) oder ihr Geld in Aktien, Fonds oder Gold investieren würden (39,9 Prozent). Immerhin drei Viertel des abgehobenen Bargelds würde zu Hause oder im Schließfach gebunkert, lediglich 13,5 Prozent für Konsum genutzt.
Die Höhe der Negativzinsen ist offenbar zweitrangig. Es geht anscheinend ums Prinzip: Bereits bei einem Negativzins zwischen 0 und -0,5 Prozent pro Jahr sagten zwei Drittel der Befragten, es sei „wahrscheinlich“ oder „sehr wahrscheinlich“, dass sie ihr Spar- und Anlageverhalten änderten. Bei einem Negativzins unterhalb von -1,5 Prozent pro Jahr stieg der Anteil auf 83,7 Prozent.