14.12.2018 -
Die Stimmung an den Börsen war schon besser – die Skepsis vieler Anleger wächst. Doch gerade jetzt ist Geduld gefragt. Denn Schwankungen gehören an der Börse dazu. Sie können sogar Chancen eröffnen.
In den einschlägigen Wirtschaftspublikationen melden sich die Untergangspropheten immer lauter zu Wort. Der nächste Crash stehe kurz bevor. Erinnerungen an die Finanzkrise, die vor gut zehn Jahren in der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers ihren vorläufigen Höhepunkt fand, werden wach. Die Verunsicherung wächst. So wie immer in den vergangenen Jahren, wenn die Märkte innerhalb kurzer Zeit etwas deutlicher verloren haben.
Wir sind gewiss keine Gesundbeter oder Traumtänzer. Wir versuchen, die Lage an den Börsen möglichst präzise und erschöpfend zu analysieren. Was sind die Risikofaktoren – und wie groß sind die von ihnen ausgehenden Gefahren wirklich? Kurzum: Wir wollen konstruktiv sein. Chancen und Risiken abwägen, statt Untergangsfantasien nachzujagen, die zwar ein breites Publikum finden, aber niemandem wirklich weiterhelfen. Investieren heißt niemals wetten – ganz gleich ob auf Untergang oder Rally. Uns geht es darum, ein Vermögen so robust aufzustellen, dass es auch größere Krisen weitgehend schadlos übersteht, ohne dabei gänzlich auf Rendite verzichten zu müssen.
Kommt der Crash? Irgendwann bestimmt, ja. Wir sehen derzeit aber keinen unmittelbaren Auslöser, oder besser: wir sehen nichts, was einen generellen Trendwechsel am Aktienmarkt begründen würde. Das schließt jedoch nicht aus, dass die Aktienkurse noch weiter zurückfallen. Dennoch sind und bleiben Aktien unseres Erachtens die Anlage, die in den kommenden Jahren die höchsten Erträge verspricht. Anleger müssen aber Geduld mitbringen und ja, auch das gehört dazu, eine gewisse emotionale Distanz (manche sagen Leidensfähigkeit), was den Blick auf den eigenen Depotauszug betrifft – denn die Kurse werden schwanken, so wie sie das immer tun. Mal mehr, mal weniger. Wer das aushalten kann, wird dafür belohnt werden – da bin ich mir sicher.
Im Grunde müssen Anleger sich zwischen zwei Wegen entscheiden: Route eins führt sie direkt zum vermeintlichen Ziel. Sie ist nicht besonders steinig, aber eben auch nicht schön, sondern führt geradewegs ins Tal. Diese Route ist für all jene, die von Aktien nichts wissen wollen, ihr Geld stattdessen auf das Sparbuch oder Tagesgeld packen. Sie wissen, dass 100 Euro in zehn Jahren noch 100 Euro sind, zumindest auf dem Papier, und wähnen sich in Sicherheit. Eine Scheinsicherheit. Denn für ihre 100 Euro können sich in zehn Jahren deutlich weniger kaufen als heute. Sicher ist nicht ihr Erspartes, auch wenn die Zahlen auf dem Kontoauszug etwas anderes aussagen, sondern allein der Verlust an Kaufkraft!
Route zwei ist steinig und zuweilen anstrengend. Es geht mal bergauf, dann wieder bergab und erneut bergauf. Um Kurven und wieder geradeaus. Am Ende des Weges aber winkt eine Aussicht, die weit schöner sein kann (und in den vergangenen Jahrzehnten immer schöner war) als das, was Route eins zu bieten hat. Und all jenen, die angekommen sind, die Erkenntnis bringt, dass die Unwetter, die es auf dem Weg auszuhalten galt, in der Rückschau gar nicht so schlimm waren.
Kurzum, Anleger müssen sich entscheiden: Zwischen einem Risiko, das zwar nicht als solches wahrgenommen wird, aber deshalb umso gefährlicher ist – der schleichenden Enteignung der Ersparnisse. Und einem Risiko, das von Wissenschaftlern zwar stets so genannt wird, aber in Wahrheit nicht zwingend eines sein muss.
Ich würde mich immer für Route zwei entscheiden.