01.06.2017 -
Immer mehr Anleger schauen bei der Aktienauswahl zuallererst auf die Dividendenrendite – je höher sie ausfällt desto besser. Diese Herangehensweise ist nachvollziehbar, aber nicht selten ein Fehler.
Anleger, die langfristig ihr Vermögen erhalten wollen, kommen nicht umhin, sich mit dem Thema Aktien zu beschäftigen. Das gilt für institutionelle- wie für Privatanleger gleichermaßen. Das Zinsniveau wird aufgrund der lockeren Geldpolitik der Notenbanken unseres Erachtens noch viele Jahre niedrig bleiben und wohl nur schwerlich ausreichen, um die Inflationsrate auszugleichen.
Immer wichtiger wird in diesem Zusammenhang ein Thema, das von Anlegern lange Zeit vernachlässigt wurde: die Dividende. Statt auf regelmäßige Ausschüttungen der Aktiengesellschaften hat mancher Investor in der Vergangenheit lieber auf potenzielle Kursgewinne geschaut. Dabei lassen sich mit stetigen Dividendenzahlungen über viele Jahre attraktive Renditen erzielen. So liegt die Dividendenrendite solider, ertragsstarker Unternehmen inzwischen nicht nur weit über der Rendite sicherer Staatsanleihen, sondern auch deutlich über der von Unternehmensbonds.
Mittlerweile sind sogenannte „Dividendentitel“ deshalb sehr beliebt bei Anlegern. Die Überschrift „Dividenden sind die neuen Zinsen“ ist in den vergangenen Monaten in der Tagespresse mehr als einmal zu lesen gewesen.
Bei der Auswahl der Unternehmen schauen viele Anleger vor allem auf die Dividendenrendite, also das Verhältnis des ausgeschütteten Gewinns zum eingesetzten Kapital bzw. dem Kurswert bei Anschaffung der Aktien. Je höher die Dividendenrendite desto besser. Diese Einschätzung liegt nahe, verstellt unseres Erachtens aber nicht selten den Blick auf die wahre Qualität eines Unternehmens, dessen Aktien ein Anleger kaufen möchte.
Möglicherweise ist die Dividendenrendite, die der Kursteil der Tageszeitung anzeigt, nur deshalb so hoch, weil der Kurs der Aktien zuletzt deutlich zurückgefallen ist und es dafür triftige Gründe gibt: Die Geschäftsaussichten haben sich deutlich verschlechtert etwa. Oder die Verschuldungssituation. In beiden Fällen steht zu befürchten, dass die nächste Dividende deutlich geringer sein wird, vielleicht sogar ganz ausfällt.
Anleger sollten sich zudem fragen, ob ein Unternehmen, das besonders großzügige Dividenden an seine Aktionäre ausschüttet, sich diese überhaupt leisten kann. Es gibt immer wieder Konzerne, die ihre Reserven anzapfen, um ihre Eigentümer bei Laune zu halten. Nachhaltig ist das unseres Erachtens nicht, im Gegenteil. Das Geld fehlt dann an anderer Stelle, bei Forschung und Entwicklung beispielsweise, was den langfristigen Geschäftsperspektiven kaum zuträglich sein dürfte.
Anleger sollten sich deshalb umfassender mit der Dividende eines Unternehmens beschäftigen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch von der Dividendenqualität. Neben der Höhe der Dividende schauen wir vor allem auf die „Dividendensicherheit“ und das potenzielle Steigerungspotenzial der Ausschüttungen.
Die Dividendensicherheit lässt sich unter anderem aus dem Verschuldungsgrad eines Unternehmens ableiten. Ein Unternehmen, dessen Bilanz sauber finanziert ist, hat es leichter, einen Teil seiner Gewinne an die Aktionäre auszuschütten. Sehr wichtig ist auch die Dividendenhistorie: Ein Konzern, der in den vergangenen 100 Jahren regelmäßig Dividenden an seine Anteilseigner gezahlt und diese im Zeitverlauf auch gesteigert hat, wird dies mit größerer Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft tun.