03.01.2019 -
Weltweit hoffen Sparer auf die Zinswende. Sie hoffen vergeblich. Aber das ist nicht das einzige Problem. Es könnte sie noch härter treffen.
Paris ist in der Hand der Gelbwesten. Was zunächst nach einer typisch französischen Geschichte klingt, könnte in der Rückschau – in einigen Jahren – weit mehr gewesen sein, als wir das heute vermuten. Eben keine rein französische, sondern eine europäische Geschichte. Vielleicht erzwingen die Gelbwesten einen historischen Wendepunkt für die Eurozone, für die europäische Politik im Großen und Ganzen. Viele Menschen fühlen sich abgehängt, fürchten den wirtschaftlichen Abstieg in einer zunehmend als unsicher empfundenen Welt.
Die Zugeständnisse der französischen Regierung zeigen, wie groß deren Angst ist vor der Straße und vor all jenen, die dort „protestieren“. Um sich die Zustimmung der Menschen zu sichern, wird man sich in den Hauptstädten Europas eher früher als später von der ungeliebten Sparpolitik verabschieden. Auch in Deutschland, der größten Volkswirtschaft des Euroraums, wo bislang die „Schwarze Null“ als Zeichen der vermeintlich seriösen Haushaltspolitik wie eine Monstranz vor sich hergetragen wird.
Im Grunde genommen wäre das nur folgerichtig. Die Eurozone braucht neue Impulse – das zeigt nicht allein die Konjunkturentwicklung in den vergangenen Monaten. Europa ist weiter hinter den USA und Asien zurückgefallen. Nur welche Impulse könnten das sein?
Von der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nicht mehr allzu viel zu erwarten. Sie vermag zwar den Zins niedrig zu halten, damit den Konkurs einzelner Staaten zu verschleppen, indem sie die Refinanzierungskosten künstlich drückt und so der Eurozone immer weiter Zeit verschafft. Darüber hinaus sind ihre Mittel begrenzt. Sie kann der Politik helfen, sie aber dauerhaft nicht ersetzen. Schmerzhafte Strukturreformen, die zwingend notwendig wären, um den Euro langfristig wetterfest zu machen, dessen Konstruktionsfehler zu beheben, wird dagegen niemand den Menschen zumuten wollen.
Deshalb dürfte die Stunde der Fiskalpolitik schlagen: Konjunkturprogramme, Steuersenkungen oder Subventionen, kurzum Geschenke für die Wähler. Eine expansive Fiskalpolitik wirkt inflationstreibend; was für Sparer und die klassischen Rentensysteme nichts Gutes verheißt. Denn die Zinsen werden weiter niedrig bleiben innerhalb der Eurozone. Das gilt künftig umso mehr, denn die Zugeständnisse der Politik müssen mit neuen Schulden finanziert werden. Der gewaltige Schuldenberg wächst so immer weiter und damit die Abhängigkeit von den niedrigen Zinsen – ein Teufelskreis. Die Zinsen bleiben für immer tief. Zumindest so lange es den Euro in seiner jetzigen Form gibt.
Treffen wird es vor allem diejenigen, die im Alter dringend auf ihr Erspartes angewiesen sind. All diejenigen, die keine eigene Immobilie haben oder ein Depot mit guten Aktien, die also keine Sachwerte ihr Eigen nennen. Deren Altersvorsorge stattdessen in einem Sparbrief steckt oder der Kapitallebensversicherung.
Je deutlicher die Inflation anzieht, desto größer wird das Problem werden, wenngleich selbst moderate Teuerungsraten über die Jahre verheerende Schäden anrichten können, rund zwei Prozent beispielsweise, die zuletzt in der Eurozone gemessen wurden.