02.08.2018 -
Handelskriege schaden allen Beteiligten. Warum sollte das im Falle Donald Trumps anders sein? Seine Politik jedenfalls stellt die US-Notenbank Federal Reserve vor eine schwierige Entscheidung.
Bunte Fernsehbilder, zahllose Tweets und ein Kuss zum Abschied – Donald Trump inszenierte die jüngsten Verhandlungen im Handelskonflikt der USA mit Europa als eine große Show. Das immense Ballyhoo sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Konflikt noch lange nicht aus der Welt ist. Bislang gibt es keine Einigung der USA, weder mit Europa noch mit Japan, Kanada oder Mexiko. In China droht nun sogar eine weitere Eskalation in einem Handelsstreit, der nur Verlierer kennt.
Klar ist: Zu den Verlierern zählen auch die Unternehmen und deren Mitarbeiter in den USA. Produktions- und Lieferketten sind längst global vernetzt. Importzölle verteuern nicht nur die Produkte für die Verbraucher, sondern auch die inländische Produktion. Die US-Unternehmen, die Donald Trump eigentlich wohl unterstützen möchte, geraten im weltweiten Wettbewerb ins Hintertreffen. Handelspartner sind auch Kunden. Wenn die Weltwirtschaft leidet, gibt es auch weniger Bestellungen in den USA. Am Ende verlieren alle.
Eine Studie des unabhängigen Flossbach von Storch Research Institutes zeigt, welche Auswirkungen die populistische Handelspolitik der US-Delegation für die Geldpolitik des Landes haben kann. „Die US-Notenbanker könnten mit einem völlig neuem Szenario konfrontiert werden“ erklärt Analystin Agnieszka Gehringer. „Einem kurzen Aufschwung würde mittel bis langfristige Wachstumsschwäche folgen, dem die Geldpolitik Rechnung tragen müsste“.
Die Entfesselung eines Handelskrieges könnte im ersten Schritt im Zuge steigender Importpreise einen zusätzlichen Inflationsdruck schaffen. Schon jetzt deuten die entsprechenden Inflationsindikatoren auf steigende Inflationsdaten in den USA hin. Der Verursacher ist Donald Trump. Die Steuerreform seiner Delegation gleicht einem auf Pump finanziertem Konjunkturprogramm im großen Stil. Früher oder später dürfte der so konstruierte Aufschwung für steigende Preise sorgen. Dann sähe sich die Fed wohl dazu gezwungen, ihre Leitzinsen weiter hochzuziehen.
Im Falle eines Handelskrieges müssten die Notenbanker das vielleicht stärker als bislang erwartet tun. Denn Zölle treiben die Preise. Das gilt nicht nur für importierte Güter. Auch heimische Güter dürften teurer werden – weil ein geschützter Markt Preiserhöhungen zulässt. Eine höhere Nachfrage nach heimischen Gütern würde zudem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) steigen lassen – was letztlich den Preisdruck weiter verstärken könnte.
Doch der US-Boom wäre wohl nicht von Dauer. Mittel- bis langfristig dürften steigende Preise zu einer sinkenden Nachfrage am heimischen Markt führen. Die US-Exporte würden im Zuge von Gegenzöllen der internationalen Handelspartner sinken. Investitionen in den USA würden mit Blick auf einen eskalierenden Handelskonflikt aufgeschoben. Solche Entwicklungen würden auf das Wirtschaftswachstum durchschlagen. Und das hätte letztlich Auswirkungen auf die Geldpolitik.
Den Notenbankern der Fed dürften die geschilderten Szenarien nicht fremd sein. Sie stecken in der Zwickmühle. Sollen sie dem Trend folgen und einer restriktiven Geldpolitik wegen den Auswirkungen eines möglichen Handelskrieges eine expansive Politik folgen lassen? Oder mit Blick auf das protektionistische Wachstums-Strohfeuer die Zinsen temporär lieber nicht so hochziehen, wie sie es eigentlich müssten? Weil der nächste Abschwung schon vorprogrammiert ist? „Wir erwarten, dass die Notenbanker dem Trend folgen und sich bei ihrer Geldpolitik Schritt für Schritt vorantasten“, erklärt Gehringer. Eine detaillierte Kalkulation der Auswirkungen eines Trumpschen Protektionismus wäre wohl zu komplex. „Die Notenbanker müssen wohl auf Sicht fahren – hinein in ein für sie schwer vorhersehbares Terrain“, sagt Gehringer.