01.06.2018 -
Viele Investoren versuchen, mit Hilfe der Portfoliotheorie von Markowitz ihr Portfolio unter Ertrags- und Risikoaspekten zu optimieren. Warum das in der Realität nicht funktionieren kann.
Es klingt ganz einfach und überzeugend: Anleger, die ein bestimmtes Risiko bei der Geldanlage anstreben, müssen nur ein Marktportfolio so lange mit einer risikofreien Anlage kombinieren, bis das gewünschte Maß an Anlagerisiko erreicht ist. So könnte – zugegeben etwas vereinfacht – die Anwendung der Portfoliotheorie von Markowitz in der Realität vieler Anleger aussehen. Allerdings birgt die Portfoliotheorie im realen Einsatz zwei Herausforderungen. Erstens: das Marktportfolio und zweitens: die risikolose Anlage.
Leider ist das von Markowitz theoretisch formulierte „Marktportfolio“ in der Praxis untauglich: Denn es besteht aus allen investierbaren Titeln eines Marktes. Ein Anleger müsste also tatsächlich in alle verfügbaren Titel investieren, um dieses Marktportfolio nachzubilden. Das ist nicht realistisch. Deshalb behelfen sich viele Anleger mit Investments in Indizes, beispielsweise in den Deutschen Aktienindex DAX oder den MSCI World Index.
In diese Indizes werden die größten Unternehmen des jeweiligen Wirtschaftsraums aufgenommen. Aber warum sollte gerade die Größe eines Unternehmens das alleinige Kriterium für eine Investition sein? Sind größere Unternehmen auch gleichzeitig besser? Werfen sie langfristig höhere Renditen ab? Entwickeln sie mehr Innovationen? Bereits ein kurzer Blick in die mittlerweile dreißigjährige Geschichte des Dax genügt, um dort ein paar schwarze Schafe zu finden. Schnell wird deutlich, dass Größe nicht gleich Güte ist. Schaut man auf Indizes anderer Wirtschaftsräume, zeigt sich ein ganz ähnliches Bild.
Was also tun, wenn Größe kein hinreichendes Anlagekriterium ist? Woran können sich Anleger orientieren? Deutlich vielversprechender dürfte es sein, statt der Unternehmensgröße eine Liste von Qualitätskriterien heranzuziehen anhand derer man die Titel für sein Portfolio aussucht. Hierzu können beispielsweise die finanzielle Situation des Unternehmens, das Geschäftsmodell und die Qualität des Managements gehören.
Und wie steht es um die zweite Herausforderung: die risikolose Anlage? In der Theorie von Markowitz ist die Annahme einer risikolosen Anlage sinnvoll. Leider gibt es auf dem realen Markt keine risikolosen Anlagen. Das wissen auch die meisten Investoren und wählen deshalb Anlagen mit möglichst geringem Risiko, in der Regel Staatsanleihen mit Investment-Grade-Rating. Aber gerade diese Anleihen, mithin die risikoärmste Anlageklasse, werfen angesichts des Niedrigzinsumfelds nur noch negative Renditen ab. Was in der Theorie als risikolos beschrieben wird, entpuppt sich in der Praxis als sicherer Verlust.
Dr. Philipp Immenkötter arbeitet als Senior Research Analyst für das unabhängige Flossbach von Storch Research Institute in Köln.
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