27.11.2018 -
Der Bitcoin ist nicht viel mehr als eine Wette – und noch nicht einmal eine besonders gute. Hier erfahren Sie, warum das so ist.
„Bitcoin ist das Geld von morgen“, sagen all jene gerne, die als moderne Bergleute in gut klimatisierten Minen-Farmen digitales Geld schürfen. Wenn sie sich da mal nicht irren. Denn ihre Vorgänger unter Tage wussten noch: „Vor der Hacke ist es dunkel“ – niemand weiß mit Sicherheit, was die Zukunft bringen wird. Das gilt nicht nur unter Tage, sondern auch bei der Geldanlage. Dennoch ziehen Bitcoin & Co. viele Anleger in ihren Bann. Entsteht mit Kryptowährungen eine neue Form der Kapitalanlage? Laut Benjamin Graham, dem Vordenker der fundamentalen Wertpapieranalyse, liegt eine „Kapitalanlage (…) dann vor, wenn sie nach gründlicher Analyse die Sicherheit des eingesetzten Kapitals und einen angemessenen Gewinn verspricht. Anlagen, die diesen Kriterien nicht entsprechen, sind spekulativ.“
Bitcoin kann dieses Versprechen nicht geben. Sollte sich der Bitcoin tatsächlich als weltweit anerkanntes Zahlungsmittel durchsetzen, dürfte der Preis in heutigen US-Dollar sehr viel höher sein. Weil die Menge der Bitcoin auf 21 Millionen begrenzt ist, die Menge an US-Dollar aber potenziell unbegrenzt ist, gibt es für den Bitcoin nach oben kein Preislimit. Doch was passiert, wenn der Bitcoin scheitert? Dann tendiert der Wert des Bitcoin gegen null. Wer Bitcoin kauft, wettet auf einen großen Schritt in der Evolution des Geldes: den Bruch mit staatlichem Geld und die Rückkehr zu privatem, durch gesellschaftliche Übereinkunft geschaffenem Geld.
Doch ist das wahrscheinlich? Der Bitcoin ist – wenn auch die bekannteste – nur eine unter aktuell rund 1.500 Kryptowährungen. Bitcoin-Käufer wetten gleich zweifach: zum einen auf die Zukunft von Kryptowährungen, zum anderen darauf, dass sich der Bitcoin gegen anderen Kryptowährungen durchsetzt. Selbst wenn man Kryptowährungen für das Geld der Zukunft hält, stehen die Chancen für den Sieg des Bitcoin nicht gut: Zu begrenzt ist die Transaktionsgeschwindigkeit des Systems, zu hoch der Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks.
Ob und welche Währungen den Sieg davontragen, lässt sich heute nicht sagen. In einer Lotterie sind in der Regel die Anzahl der Lose und die Zahl der darin enthaltenen Gewinnerlose bekannt. Bei den heutigen Kryptowährungen sind beide Größen unbekannt. Selbst wer den Sieg des Kryptogeldes erwartet, muss damit rechnen, dass sich weder Bitcoin noch eine andere der heute existierenden Währungen durchsetzt. Die Wette auf den Bitcoin ist riskant – der Bitcoin ist kein Investment, sondern ein Spekulationsobjekt.
Dieser Beitrag erschien als Teil des „Bitcoin“-Dossiers in der Ausgabe 2.18 von „Position“, dem Magazin von Flossbach von Storch.
Die Studie „Die Bitcoin-Wette“ kann auf der Seite des Flossbach von Storch Research Institute heruntergeladen werden.
Marius Kleinheyer arbeitet als Research-Analyst für das unabhängige Flossbach von Storch Research Institute in Köln.