29.05.2017 - Philipp Vorndran

„Wann platzt die Bla­se am Ak­ti­en­markt, Herr Vorn­dran?“


„Wann platzt die Bla­se am Ak­ti­en­markt, Herr Vorn­dran?“

Fusionsfieber, Börsencrash und ein neuer Hoffnungsträger in Frankreich – diese Themen bereiten Finanzprofis aktuell Kopfzerbrechen. Fünf Fragen und fünf Antworten zu den Entwicklungen an den Märkten.

Die „Webkonferenz“ von Flossbach von Storch ist mittlerweile eine Institution. Einmal im Monat stellt sich Kapitalmarktstratege Philipp Vorndran und sein Team den Fragen von ausgewählten Finanzprofis. Mehr als 1500 Banker, institutionelle Investoren und Anlageberater nehmen an der interaktiven Online-Konferenz teil. Die Fragen sind so interessant, dass Philipp Vorndran fünf von ihnen - für jedermann zugänglich - auf unserer Internetseite beantworten möchte.

In den vergangenen Monaten gab es zahlreiche große Unternehmens-Übernahmen. Was bedeutet das für die Börsenkurse?

Die Zahl an Firmenübernahmen konnte stark zulegen. Das ist natürlich auch eine Folge der niedrigen Zinsen. Die Differenz zwischen den Renditen aus Unternehmensgewinnen und den Kosten für die Finanzierung einer Übernahme sind in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Unternehmer werden aktuell geradezu dazu gezwungen diese Spanne auszunutzen. Der Trend zu Übernahmen ist in einem Umfeld historisch niedriger Zinsen nur folgerichtig, dauert an und sorgt auch in Zukunft für Übernahmen von Unternehmen mit enormer Größe.  Wir gehen nicht davon aus, dass sich das Zinsniveau auf Sicht stark verändert. In Zukunft dürfte die Zahl an Übernahmen daher eher steigen, auch wenn die Produktivität dadurch nicht immer deutlich steigen muss. Die Aussicht auf Übernahmen spricht unseres Erachtens tendenziell eher für Aktien. Denn nur bei sehr wenigen Papieren ist eine mögliche Übernahme eingepreist.

Wann platzt die Blase am Aktienmarkt?

Blase? Wir sehen derzeit keine Blase. Zumindest, wenn wir uns die Aktienkurse in Relation zu den Preisen in anderen Anlageklassen wie Anleihen oder Immobilien anschauen. An der massiven Diskrepanz zwischen der Rendite von sicheren Staatsanleihen und der Gewinnrendite (Unternehmensgewinn geteilt durch Börsenbewertung) von Aktien  hat sich nichts geändert. Ein Anlagehorizont von mindestens fünf bis zehn Jahren müsste unseres Erachtens reichen, um mögliche temporäre Turbulenzen in einem Portfolio von sorgfältig ausgewählten Qualitätstiteln an den Märkten auszusitzen. Bei einem deutlich kürzeren  Anlagehorizont ist das hingegen kaum möglich. Dann kann Cash die beste Lösung sein - so frustrierend das auch erscheinen mag. Selbst wenn Anleger dafür negative Zinsen zahlen müssen.

Auch absolut betrachtet sind Aktien nicht zu teuer. Das zeigt etwa das Verhältnis der Aktienkurse zu den Gewinnen der Unternehmen (KGV). Die Bewertung von Titeln aus den Industrieländern liegt nicht weit entfernt vom Durchschnitt der vergangenen 25 Jahre. Die Titel aus Schwellenländern erscheinen mit Blick auf die vergangenen Jahre sogar günstig bewertet. 

Welche Auswirkungen kann ein Amtsenthebungsverfahren von Donald Trump auf die Märkte haben?

Viele der Themen, die Donald Trump anspricht, sind wichtig. Etwa eine Senkung der Unternehmenssteuern. Die Kritik an Währungsmanipulationen. Oder eine Reform der Krankenversicherung Obamacare, bei der die Beiträge der Versicherten nicht stabil sind. Solche Themen sind relevant. Donald Trump hat es aber nicht geschafft, die Probleme substantiell anzugehen. Er ist vielleicht die falsche Person, um im politischen Umfeld in Washington eine Wirkung zu erzielen.

Ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump könnte unseres Erachtens an den Börsen kurzfristig für Turbulenzen sorgen. Bald dürften Investoren dann aber wohl die möglichen Vorteile eines Präsidentenwechsels erkennen. Wichtige Themen könnten angegangen werden, die Donald Trump - auch wegen seiner Persönlichkeitsstruktur - nicht umsetzen kann.

Ist Emmanuel Macron für Geldanleger ein Hoffnungsträger?

Bei aller Erleichterung über die Nichtwahl einer rechtsextremen Kandidatin zur Präsidentin eines der wichtigsten Länder in der Europäischen Union und der Eurozone – es bleiben immer noch viele Probleme.

  • Trotz jahrelanger Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) springt die Wirtschaft in der Eurozone nur langsam an. Und die wirtschaftliche Entwicklung kann je nach Land sehr unterschiedlich ausfallen.
  • Italien verharrt in der Krise. Die mangelnde Wett­bewerbsfähigkeit der Unternehmen führt zu einer stagnierenden Wirtschaft, einer immer weiter steigenden Staatsverschuldung und maroden Banken. Die Bankenkrise ist noch nicht überstanden.
  • Die Probleme Griechenlands bleiben ungelöst. Die Staatsschulden betragen mehr als 300 Milliarden Euro. Griechenland, die Euro-Geldgeber und der IWF streiten regelmäßig über Reformen und einen weiteren Schuldenschnitt. Das Wachstum bleibt schwach, die Arbeitslosigkeit hoch.
  • Der Erfolg der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank ist fraglich. Seit 2011 ist der Einlagesatz der EZB von 0,75 auf minus 0,4 Prozent gefallen, ihre Bilanzsumme dagegen um gut zwei Drittel gestiegen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist im selben Zeitraum von 2,7 Prozent auf nahezu null gefallen. Die Investitionsquote (Verhältnis der Investitionen zum Bruttoinlandsprodukt) ist in der Eurozone trotzdem gesunken.
  • Banken und Versicherer bangen in einer Welt mit negativen Zinsen um ihr Geschäftsmodell. Bei den Vermögenspreisen können unseres Erachtens sogar Preisblasen entstehen. Etwa auf dem Markt für Anleihen, in den die EZB eingreift, oder auch bei Immobilien, deren Preise auch wegen günstiger Kreditzinsen ständig steigen.

Die Eurokrise war in den vergangenen Jahren nie weg. Daran dürfte auch Emmanuel Macron erst einmal wenig ändern. Die Probleme der Euroländer lösen sich unseres Erachtens nicht einfach in Luft auf - weder in der Peripherie, noch in der Basis. Die Volkswirtschaften der Eurozone bleiben heterogen. Der Euro – zu schwach für die wirtschaftlich Erfolgreichen und zu stark für die schwachen Ökonomien – bleibt am Finanzmarkt angreifbar. Die Notenbank, deren Präsident Mario Draghi einst den Fortbestand der Währung garantierte („whatever it takes“), dürfte die Zinsen unseres Erachtens wohl noch lange auf einem niedrigem Niveau halten. Nur so bleiben viele überschuldete Staaten solvent und die Währung hat Bestand.

Die Erfahrung zeigt, dass Anlagestrategien auf Basis von Politorakeln nur allzu selten aufgehen. Wir bleiben auch nach der Wahl des neuen, alert auftretenden französischen Präsidenten dabei, das Portfolio robust aufzustellen. 

Warum ist die Cashquote in Ihren Multi-Asset-Fonds so hoch?

Die Cashquote liegt im unteren zweistelligen Prozentbereich.  Das hat einen einfachen Grund. Am Anleihemarkt gibt es derzeit nur wenige Investitionsmöglichkeiten, die aus unserer Sicht ein attraktives Verhältnis von Chancen und Risiken bieten. Um Opportunitäten bei Aktien und Anleihen zu nutzen, benötigen wir diese Flexibilität. Ein Beispiel dafür wäre etwa die übertriebene Abwertung des mexikanischen Peso nach der Wahl Donald Trumps. Im Januar nutzten wir diese Situation bei einigen unserer Fonds für ein Investment in mexikanische Staatsanleihen, die wir nach einem deutlichen Anstieg des Peso wieder veräußert haben.

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