14.04.2020 -
Die Corona-Krise wirft Fragen auf – auch die nach dem Bestand des Euro angesichts der weiter zunehmenden wirtschaftlichen Ungleichgewichte in der Eurozone.
Geldanlage ist kein Wünsch-Dir-Was, von daher muss sich ein Investor auch mit den unbequemen Themen beschäftigen und bestimmte Szenarien durchspielen. Covid-19 und seine Folgen tragen vermutlich nicht zur Stabilisierung der Eurozone bei. Die Schuldenquoten in den einzelnen Mitgliedstaaten werden deutlich zulegen – weil die Ausgaben angesichts der Hilfspakete massiv steigen werden, gleichzeitig die Steuereinnahmen wegbrechen.
Olaf Scholz, Bundesminister für Finanzen, rechnet im Falle Deutschlands mit einem Anstieg der Schuldenquote auf 75 Prozent. Damit ist Deutschland noch in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Deutlich härter wird es Länder treffen, die schon vor Covid-19 hochverschuldet waren – Frankreich, Spanien oder Italien beispielsweise. Die zudem massiv unter dem Einbruch beim Tourismus leiden und noch länger leiden werden. Künftig wird mehr denn je gelten: Der Euro ist für die wirtschaftlich schwächeren Staaten ein viel zu starres Korsett, weil er ihnen die Möglichkeit nimmt, über die Abwertung einer eigenen Währung, Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Der Euro wird so mehr und mehr zum Spaltpilz zwischen den Mitgliedstaaten.
Die Diskussion um Coronabonds ist nur ein Auswuchs eines tieferliegenden Konfliktes, der sich in den kommenden Jahren noch deutlich verschärfen könnte. Verstehen Sie uns bitte nicht falsch: Wir sind überzeugte Europäer – und gerade deshalb würden wir eine konstruktive Diskussion über eine Reform des Euro und deren mögliche Ausgestaltung begrüßen. Weil wir nicht wollen, dass die Konflikte irgendwann eskalieren und in Europa fortan nur noch in Partikularinteressen gedacht wird. Europa kann nur dann stark sein, wenn seine Mitgliedstaaten wirtschaftlich prosperieren. Der Euro steht in seiner jetzigen Form dem scheinbar mehr entgegen, als dass er hilft.
Ob die handelnden Politiker eine Reform, zumindest eine Diskussion darüber, in Erwägung ziehen? Wir glauben nicht, jedenfalls nicht in den kommenden fünf Jahren. Wir würden das mit einem Patienten vergleichen, der seine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt immer weiter aufschiebt, stattdessen Schmerzmittel nimmt. Besser macht es das am Ende des Tages nicht.
Anleger aus der Eurozone tun deshalb gut daran, ihr Vermögen in verschiedenen Währungen zu disponieren. Der Euro bleibt zwar als Zahlungsmittel unverzichtbar, seine Rolle als Wertaufbewahrungsmittel dürfte jedoch zunehmend an Bedeutung verlieren.