26.08.2019 -
Donald Trump will 2020 wiedergewählt werden, dafür braucht er Erfolge – vor allem an der Börse. Gleichzeitig führt er einen Handelskonflikt mit China. Wie passt das zusammen?
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China prägt seit Monaten die Schlagzeilen mit immer neuen Wendungen. Gerne markiert US-Präsident Trump dabei den starken Mann. Doch Trumps Position in einem globalen Handelskonflikt ist auf Dauer nicht so stark, wie er denkt und die Menschen glauben machen möchte. Solange er nur Zölle erhöht und einzelne Unternehmen, Huawei zum Beispiel, bestraft, halten sich die unmittelbaren Auswirkungen in Grenzen. Es gibt zudem Hoffnung, dass der Rest der Welt sich durch Trumps Protektionismus an die Vorzüge des Freihandels erinnert und näher zusammenrückt. Die vorläufige Einigung der EU mit dem lateinamerikanischen Mercosur, die einen weitgehenden Abbau von Zoll- und Handelsschranken vorsieht, könnte ein Indiz dafür sein.
Wenn Trump aber das Ziel verfolgt, die Hegemonie der USA, insbesondere deren technologische Vorherrschaft, zu verteidigen und China so lange wie möglich auf Abstand zu halten, schadet er nicht nur seiner eigenen Nation, sondern der gesamten Welt (-wirtschaft). Schon jetzt hat er mit seinen Strafmaßnahmen den Ehrgeiz der Chinesen geweckt, die technologische Lücke zu den USA noch schneller zu schließen und sich möglichst unabhängig von deren Technologie zu machen. Einen protektionistischen Mehrfrontenkrieg, der gleichzeitig auch noch gegen Mexiko und die EU gerichtet ist, kann Trump nicht gewinnen, wenn ganze Wertschöpfungsketten zerstört und die USA zunehmend isoliert werden.
Genau das ist auch das große Problem des US-Präsidenten: Trump hat den Erfolg seiner Politik untrennbar mit der Entwicklung der Wirtschaft und der Börse verknüpft. Ein Konjunktureinbruch und ein schwacher Aktienmarkt, die die Bilanz seiner ersten Amtsperiode zerstören, würden die Chancen auf die heiß ersehnte Wiederwahl reduzieren. Es würde deshalb seiner Taktik entsprechen, in den kommenden Monaten noch mit einzelnen handelspolitischen Maßnahmen Härte zu zeigen und damit vorübergehende Rückschläge an der Börse in Kauf zu nehmen. Spätestens in einem Jahr muss dann aber alles für die heiße Phase des Wahlkampfs angerichtet sein. Das Kalkül des US-Präsidenten: Gute Wirtschafts- und Börsendaten – gepaart mit einigen medial aufladbaren „Deals“ – würden ihm im Kampf um die zweite Amtszeit helfen.
In diesem Kontext ist auch der Druck von Donald Trump auf US-Notenbankchef Jerome Powell zu beurteilen, die Zinsen deutlich zu senken. Ironischerweise kann Trump dieser ungewöhnlich deutlichen Forderung durch seine eigenen Handelsscharmützel selbst Vorschub leisten. Die Reaktion von Fed-Chef Powell fiel mit einer Zinssenkung dann auch entsprechend aus. Dieses Muster dürfte sich wiederholen, zumal Trump sich tiefere Zinsen auch zur Schwächung des seiner Meinung nach viel zu starken US-Dollars wünscht.
Das Taktieren des US-Präsidenten im Zollstreit wird weitergehen. Seine Unstetigkeit bleibt eine Konstante. Drohung, Rücknahme, erneute Drohung, Umsetzung, Rücknahme und so weiter. Trump wird alles tun, was Wirtschaft und Börse im nächsten Jahr hilft. Zumindest aus seiner Sicht.
Der vorliegende Beitrag ist eine gekürzte Fassung eines Kommentars von Bert Flossbach. Der vollständige Artikel ist in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins „Position“ erschienen, das Sie kostenlos abonnieren können. Hier geht es zum Abonnement.