23.05.2017 -
Die Schulden der Staaten wachsen scheinbar unaufhörlich. Nur mit Niedrigzinsen und Inflation lassen sie sich noch tilgen – wenn überhaupt. Das kann unangenehme Folgen für Anleger haben.
Die Finanzkrise ist noch lange nicht vorbei. Das zeigt ein Blick auf die Staatshaushalte der großen Industrienationen. In den vergangenen zehn Jahren sind die Schulden geradezu explodiert!
Dass Staaten mehr Kredite aufnehmen, als sie tilgen ist ein weltweites Phänomen. Der globale Schuldenberg beträgt laut einer Studie des Weltverbands der Finanzindustrie (Institute for International Finance) aus dem Frühjahr dieses Jahres 215 Billionen US-Dollar - oder 325 Prozent der Weltwirtschaftsleistung. Da diesen Schulden Forderungen in gleicher Höhe gegenüberstehen, wird die Welt nicht ärmer, wenn der Schuldenberg steigt. Aber riskanter. Aus unserer Sicht kann die Werthaltigkeit der Kredite zum Problem werden, wenn sich diese Entwicklung fortsetzt oder sogar noch weiter verschärft. Dann könnten die Gläubiger irgendwann das Vertrauen verlieren. Analogien zur US-Hypothekenkrise, dem Auslöser der letzten Finanzkrise, wären unseres Erachtens in diesem Falle möglich.
Im Kleinen lässt sich dieses Problem derzeit bei einigen mittelgroßen italienischen Banken verfolgen, die wegen wertlos gewordener Kredite rekapitalisiert werden müssen. In China gibt es das gleiche Problem, allerdings einige Nummern größer. In der Eurozone sind es vor allem die Staatsschulden, die unseres Erachtens zu einem Solvenzproblem werden könnten. Ein Beispiel hierfür wäre etwa Griechenland.
Deshalb sitzen viele große Notenbanken in der Zinsfalle. Der Weg zurück zu einer „normalen“ Geldpolitik ist ihnen verbaut. Ein (zumindest realer) Abbau der Schulden ist in vielen Fällen wohl nur dann möglich, wenn die Inflation die Kreditzinsen deutlich und über einen längeren Zeitraum übersteigt.
Die hohen Schulden sind für uns als Fondsmanager natürlich auch ein Thema. Je länger etwa die EZB aber an ihrer expansiven Zinspolitik festhält, desto stärker verfestigt sich die Erwartung der Investoren, dass das extrem niedrige Zinsniveau von Dauer ist. Die Folge dieser Geldpolitik wäre eine Explosion der Preise von Vermögensanlagen. Bei Anleihen haben wir diese schon erlebt, denn die von der Notenbank initiierten sinkenden Renditen führen in dieser Anlageklasse unmittelbar zu steigenden Kursen. Der Anleihemarkt kann wegen dieses Effektes unseres Erachtens wohl als Ursprung oder Mutter aller Preisblasen auf dem Finanzmarkt bezeichnet werden.
Mögliche Investments in Anleihen nehmen unsere hauseigenen Analysten daher genau unter die Lupe. Nur wenn die Chancen die Risiken nach unserer Analyse deutlich übersteigen, kann sich ein Investment anbieten. Wir investieren opportunistisch, eben immer dann wenn sich solche Gelegenheiten bieten. Grundsätzlich bevorzugen wir Unternehmensanleihen. Ihre Bilanzen sind in der Regel transparenter und berechenbarer als Staatshaushalte – und ihre Renditen noch nicht so durch Käufe der Notenbanken verzerrt. Mit Blick auf eine mögliche Schuldenkrise haben wir in unseren Multi-Asset-Strategien immer einen Anteil Gold (direkt/indirekt). Das Edelmetall ist für uns eine Währung der letzten Instanz. Gold ist Geld – und insbesondere dann von hohem Wert, wenn die Menschen in Zukunft einmal das Vertrauen in unser Geldsystem verlieren sollten.