25.03.2021 -
Im Zinstief werden häufig Aktien mit besonders hohen Dividenden empfohlen. Doch die sind oft auch besonders riskant, warnt Fondsmanager Ludwig Palm.
Herr Palm, in Zeiten von Null- und Negativzinsen werden Dividenden-Aktien vielen Anlegern, die erstmals in die Kapitalmärkte einsteigen, empfohlen. Sind Dividenden der neue Zins?
Nein, diese Behauptung ist zwar griffig, kann aber in die Irre führen. Dividendenzahlungen sind im Gegensatz zu Zinszahlungen nicht garantiert.
Eine durchschnittliche Dividendenrendite von rund 2,3 Prozent im europäischen Aktienindex Euro Stoxx 600 erscheint doch recht attraktiv – zumindest mit Blick auf viele Staatsanleihen im Euroraum, die negativ rentieren. Kupons von Anleihen oder Festverzinsliches können da kaum mithalten.
Das ist wahr. Zumal die Zinsen im Euroraum wohl noch viele Jahre tief bleiben müssen. Verzinsliche Anlagen – wie Sparkonten oder Anleihen von soliden Emittenten – fallen daher der Inflation zum Opfer, weil die Zinsen dauerhaft unter der Teuerungsrate liegen dürften. Sicher ist daher bei Festverzinslichen also vor allem der Kaufkraftverlust.
Aus diesem Grund suchen Anleger nach Alternativen. Und einige europäische Konzerne haben für dieses Jahr trotz der anhaltenden Krise sogar eine Dividendenzahlung von mehr als vier Prozent des Kurswertes ankündigt.
Vorsicht! Viele Sparer, die neu in die Aktienmärkte einsteigen, haben großen Respekt vor Kursschwankungen. Und eine Anlagestrategie, die vor allem auf eine hohe Dividendenrendite abzielt, ist besonders riskant – und auf lange Sicht auch kaum erfolgversprechend.
Aber es heißt doch oft, dass die Ausschüttungen an die Aktionäre Kursverluste abfedern …
… was rein rechnerisch auch stimmen mag, zumindest teilweise. Bei einer Aktie müssen Anleger aber immer Kursentwicklung und Dividende im Blick behalten. Das eine macht ohne das andere keinen Sinn. So verloren beim Börsencrash im ersten Quartal 2020 Aktien mit hohen Dividenden deutlich mehr als der Durchschnitt. Im Gesamtjahr 2020 erzielte der weltweite Aktienindex MSCI World Net Total Return (in Euro, inklusive Dividenden) eine Wertentwicklung von plus 5,6 Prozent, während der Index MSCI World High Dividend im selben Zeitraum ein Minus von 9,1 Prozent verzeichnete. Im Bullenjahr 2019 war die Bilanz der Aktien mit hohen Dividenden ebenfalls schlechter.
Dann funktionieren Dividendenstrategien also nicht?
Das habe ich nicht gesagt. Es kommt aber immer darauf an, bei der Auswahl der Einzeltitel auf die richtigen Parameter zu achten. Unseres Erachtens sollte weniger die Höhe der aktuellen Dividendenrendite im Fokus stehen, sondern vor allem die Sicherheit der Auszahlung und das langfristige Dividendenwachstum. So schütten die Unternehmen in unserem Fonds, dem Flossbach von Storch - Dividend, im Durchschnitt seit 32 Jahren kontinuierlich Dividenden an die Aktionäre aus. Solche Unternehmen müssen nachhaltig erfolgreich sein und entsprechende Erträge erwirtschaften, um sich das leisten zu können.
Sie investieren also in besonders profitable Unternehmen. Wo finden Sie solche Titel?
Solche Qualitätsaktien, wie wir sie nennen, finden wir weltweit. Sie haben in der Regel attraktive Geschäftsmodelle, verfügen über nachhaltige Wettbewerbsvorteile und haben eine starke Bilanz. Bei diesen sorgfältig ausgewählten Titeln sind Dividenden dann eine planbare Größe, weil eben auch in schwierigen Zeiten ausgeschüttet wird. Auch wenn Anleger kein Recht darauf haben, können sie damit kalkulieren.
Doch auch bei diesen Titeln können die Kurse schwanken. Das zeigte sich doch auch in der Coronakrise.
Natürlich. Temporär kann es an den Aktienmärkten immer zu erheblichen Schwankungen kommen. Wichtig ist, die zugrundeliegende ökonomische Entwicklung eines Unternehmens im Blick zu haben. Denn über lange Zeiträume folgt ihr dann der Aktienkurs.
Sie haben mit ihrer Strategie auch im Corona-Jahr eine solide Wertentwicklung erzielt. Konnten Sie 2020 auch die Dividendenrendite steigern?
Ja. Das siebte Jahr in Folge. Wobei unser Geschäftsjahr immer im September endet.
Vielen Dank für das Gespräch.