28.02.2019 -
Die meisten Deutschen sparen, als gäbe es keine Inflation und auch keinen Niedrigzins – schlechte Nachrichten für den langfristigen Vermögensaufbau. Dabei gibt es durchaus Auswege.
2018 stiegen die Verbraucherpreise um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig bleiben die Zinsen extrem niedrig. Das hat Folgen für Sparvermögen: Weil die Inflation höher ist als der Zins auf Erspartes, verliert das Sparvermögen reale Kaufkraft. Über einen längeren Zeitraum können so sehr schmerzhafte Kaufkraftverluste entstehen.
Wie reagieren die Sparer auf diese Situation – verändern sie ihr Sparverhalten? Unter anderem diese Frage stellte Deutschlands größte Anlegerumfrage, die das unabhängige Flossbach von Storch Research Institute gemeinsam mit der GfK erstellt hat. „Die meisten Deutschen haben ihr Sparverhalten nicht an die Niedrigzinspolitik angepasst“, sagt Marius Kleinheyer, Research Analyst am Flossbach von Storch Research Institute und Autor der Studie. Demnach gaben 64 Prozent der Befragten an, ihr Verhalten nicht geändert zu haben. Lediglich 36 Prozent reagierten auf die Niedrigzinspolitik mit einer Verhaltensänderung.
Gerade für jüngere Menschen ist der langfristige Vermögensaufbau unter anderem mit Blick auf die Altersvorsorge besonders wichtig. Doch die Studie kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis: Je jünger die Deutschen sind, desto weniger passen sie ihr Sparverhalten an die Niedrigzinsen an. Das wirkt sich auch auf die gewählten Anlagelösungen zum langfristigen Vermögensaufbau aus. „Die jüngeren Anleger tendieren eher zum Sparbuch und zum Girokonto, weniger zur Aktie“, sagt Marius Kleinheyer. Laut Umfrage würden über 55 Prozent der zwischen 18- und 29-jährigen über einen Zeitraum von 18 Jahren 100 Euro auf ein Sparbuch oder auf das Girokonto legen. „Ein langfristiger Vermögensaufbau würde dadurch erheblich erschwert“, sagt Kleinheyer.
Unterschiede im Sparverhalten hat Kleinheyer auch zwischen Frauen und Männern festgestellt. So favorisierten Männer eher Aktien und Aktienfonds für die langfristige Geldanlage, während Frauen eher Sparbuch und Girokonto den Vorzug geben. Auch die Höhe des Einkommens und der Bildungsgrad beeinflussen das Sparverhalten der Deutschen. Je niedriger das Einkommen, desto eher werden das Sparbuch oder das Girokonto bevorzugt. Menschen mit abgeschlossenem Studium tendierten hingegen eher zu Aktien und Aktienfonds als Menschen mit einem niedrigeren Bildungsabschluss.
Doch wie kann Sparern der langfristige Vermögensaufbau gelingen? Das Problem, das viele Anleger mit Aktien haben, ist die Volatilität, sprich: schwankende Kurse. Sie scheuen das Auf und Ab der Kurse. Und eines ist klar: Jede Hausse findet, früher oder später mal ein Ende. Doch wohin mit dem Geld, wenn die Aktienmärkte auf Allzeithoch stehen, Immobilien unerschwinglich erscheinen und Sparkonten bestenfalls nur noch (leicht) positive Renditen abwerfen?
Ein vorsichtiger Einstieg in den Aktienmarkt kann Anlegern mit geringer Verlusttoleranz helfen. Sie müssen nicht sofort alles Geld in Aktien anlegen. Den Einstieg erleichtern können aktiv verwaltete Portfolien mit einem großen Anteil Anleihen und einem kleinen Anteil Aktien. Damit können Anleger erste Erfahrungen am Aktienmarkt sammeln. Und so unseres Erachtens die Chance auf Renditen oberhalb von Sparbuch und Festgeld erhöhen – bei moderaten Kursschwankungen des Gesamtportfolios.