16.12.2016 - Frank Lipowski

Ren­di­te ≠ Staats­an­lei­hen


Ren­di­te ≠ Staats­an­lei­hen
Geld

Die europäische Zentralbank setzt ihre expansive Geldpolitik fort. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, wie sehr sich das Umfeld für Staatsanleihen verschlechtert hat. Doch was bringt die Zukunft?

Der Blick auf historische Kurvenverläufe von Wertpapieren kann sehr anregend sein. Das zeigt etwa das Beispiel der deutschen Bundesanleihe. Vor zehn Jahren lag der Kurs der „Zehnjährigen“ in etwa auf dem Niveau von heute. Es gibt aber eine wichtige Änderung im Vergleich zu dem Jahreswechsel 2006/2007. Denn die Rendite ist aktuell zehnmal niedriger wie noch vor zehn Jahren. Damals lag sie noch bei mehr als vier Prozent.

Dieser Rückblick zeigt, wie sehr sich die Welt der Anleihen verändert hat. Vor zehn Jahren lag der Leitzins im Euroraum noch bei 3,5 Prozent, mit Aussicht auf einen weiteren Anstieg. Dann kam die Finanzkrise und die Europäische Zentralbank (EZB) setzte auf eine expansive Geldpolitik. Heute liegt der Leitzins bei null Prozent. Ein Zinsanstieg ist hier nicht in Sicht und die EZB lässt über die Notenbanken der Länder bis März 2017  jeden Monat Staatsanleihen im Wert von 60 Milliarden Euro kaufen. Mindestens bis Ende 2017 werden die Anleihekäufe (etwas reduziert) fortgesetzt. Ab April können auch Staatsanleihen mit einer Laufzeit von einem Jahr und mit Renditen unterhalb des Einlagensatzes von Minus 0,4 Prozent erworben werden. So stehen Staatsanleihen in ausreichender Menge für den Kauf zur Verfügung.  

Was bedeutet die Entwicklung? Wer weiterhin in Anleihen investieren möchte, sollte unseres Erachtens mit der Zeit gehen. Heutzutage dürfte es schwer sein, nach Abzug von Inflation mit Staatsanleihen höchster Bonität noch auskömmliche Renditen zu erzielen. Zu niedrig sind aus unserer Sicht die Zinsen der Coupons und zu gering ein mögliches Kurspotenzial. Im Euroraum rechnen wir eher nicht mit einer nachhaltigen Zinswende nach oben. Zu unsolide sind viele Staatshaushalte und zu gering das Wachstum und die Inflation.

Kommt eine nachhaltige Zinswende in den USA?

Und in den USA? Für amerikanische Rentenpapiere wäre ein auf Pump finanziertes Wachstumsprogramm, wie es der designierte Präsident Donald Trump im Wahlkampf in Aussicht gestellt hat, kein gutes Szenario. Sollte Trump seine Steuer- und Investitionspläne vollumfänglich durchbekommen, kann es durchaus sein, dass die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen noch etwas zulegen und die Kurse entsprechend zurückfallen könnten. Ein grenzenloser Anstieg der Zinsen ist unseres Erachtens aber eher unrealistisch, weil hohe Kreditzinsen und ein starker US-Dollar gegen ein grenzenloses Wachstum in den USA sprechen.

Noch ist aber nichts entschieden, Donald Trump noch nicht einmal im Amt. Und es gibt ein völlig anderes Szenario, dass gegen steigende Zinsen spricht. In den USA könnten Erinnerungen an das „Taper Tantrum“ im Jahr 2013 wach werden. Damals gab die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bekannt, ihre Anleihekäufe zu reduzieren, was eine Art Schockwelle an den globalen Finanzmärkten auslöste. Die Folge waren überzogene Marktreaktionen an den Finanzmärkten, weil Investoren fälschlicherweise auf eine striktere Geldpolitik setzten. Die Renditen von Anleihen schossen zunächst in die Höhe – und kamen in den folgenden Jahren dann wieder runter. Die Anleihekurse stiegen in der Folge kräftig an. Käme es zu einem solchen Szenario könnte das aus unserer Sicht sogar für Staatsanleihen sprechen. Ob es soweit kommt, wird die Zukunft zeigen.

Clevere Rentenstrategie

Grundsätzlich präferieren wir in unseren Portfolios aber eher Unternehmensanleihen. Hier sind die Marktverzerrungen durch Käufe der Notenbanken noch nicht so massiv wie bei Staatsanleihen. Die Bilanz eines Unternehmens ist nicht „politisch“. Sie zeigt in der Regel, welche Risiken bei Emittenten bestehen können. Noch wichtiger: Das Verhältnis von Risiko und Ertrag ist aus unserer Sicht bei Unternehmenstiteln aktuell besser. Das hat zwei Gründe. Erstens ist die gesamte Ertragskraft wegen höherer Renditen und steileren Zinskurven größer. Zweitens helfen eben diese Erträge, mögliche Kursverluste auszugleichen.

Letztlich bedarf es unseres Erachtens einer neuen Risiko-Definition. Kurzfristige Wertschwankungen sind für langfristige Anlagen keine Gefahr. Das wahre Risiko besteht vor allem darin, am Ende der Anlageperiode Geld zu verlieren. Auch Unternehmen, die von den großen Agenturen kein Investment-Grade-Urteil für beste Bonität erhalten, können daher einen Blick wert sein. Durch Aufteilung des Vermögens in verschiedene Einzeltitel, Währungsräume und Anleihearten lassen sich Chancen und Risiken in einem großen Portfolio ausbalancieren.

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