21.02.2017 -
Freihandel bringt Wohlstand. Aber der neue US-Präsident Donald Trump droht Mexiko mit Zöllen und einer Mauer. Welche Auswirkungen hat ein US-Protektionismus für die Wirtschaft Mexikos? Und was bringt ein möglicher Handelskrieg den USA?
Auch wenn es noch keine konkreten Plänen gibt, wie eine Mauer zwischen Mexiko und den USA konkret aussehen könnte und was sie dann wohl kosten mag – in den Köpfen der Bürger entsteht sie gerade. Das zeigt etwa der Blick auf Twitter, dem Lieblingsmedium des US-Präsidenten Donald Trump. Unter dem Hashtag #AdiosProductosGringos rufen Mexikaner zum Boykott von Waren aus den USA auf. Auch einzelne Firmen geraten in den Fokus, etwa unter #AdiosStarbucks, #AdiosMcDonalds oder #AdiosWalmart
Die Empörung in Mexiko wächst, weil der neue US-Präsident ankündigte, dass er die Unternehmen seines Landes gegen Konkurrenz aus dem Ausland schützen möchte. Dazu spielt er mit dem Gedanken, das Freihandelsabkommen Nafta aufzukündigen, das auch den Handel zwischen Mexiko und den USA regelt. Der US-Präsident drohte sogar mit Zöllen von bis zu 35 Prozent. Kann ein solcher Protektionismus, neben einer möglichen Verschlechterung im Verhältnis der Staaten und deren Bürgern, den USA tatsächlich einen wirtschaftlichen Vorteil bringen? Und welche Auswirkungen hätte ein US-Protektionismus für Mexiko?
Mit einem Bruttoinlandsprodukt von umgerechnet 1.143 Milliarden Euro ist die Volkswirtschaft nach Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) etwas kleiner als die in Spanien. Die Wachstumsrate lag laut IWF zuletzt bei real 2,2 Prozent, die Inflationsrate bei 2,8 Prozent. Mexiko hat eine negative Handelsbilanz. Den Importen in Höhe von 435 Milliarden US-Dollar standen im Jahr 2015 nach Daten des IWF Exporte in Höhe von 380 Milliarden US-Dollar entgegen.
Protektionismus könnte Mexiko hart treffen: Mehr als 80 Prozent der Exporte gehen in die USA. Mexiko ist in einer schwächeren Verhandlungsposition als der nördliche Nachbar. Aber auch den Vereinigten Staaten dürfte ein möglicher Handelsstreit Nachteile bringen. Denn etwa die Hälfte der mexikanischen Importe kommen aus den USA. Diese könnte Mexiko im Zuge eines Handelsstreits theoretisch ebenfalls mit Abwehrzöllen belegen.
Den „protegierten“ US-Unternehmen drohen langfristig Nachteile auf dem Weltmarkt. Wie diese aussehen könnten, zeigt etwa das Beispiel der Autoindustrie. Den US-Autobauer Ford „überzeugte“ Donald Trump beispielsweise, lieber die Fertigung in Michigan auszubauen, anstatt ein geplantes Werk in Mexiko zu errichten. Anstelle von 1,6 Milliarden US-Dollar in Mexiko wird Ford nun 700 Millionen US-Dollar in den USA investieren. Die Differenz von 900 Millionen Dollar und die Proteste der mexikanischen Bevölkerung über steigende Preise zeigt: Protektionismus ist kein Nullsummenspiel, sondern schadet der Weltwirtschaft.
Auch dem größten US-Autobauer General Motors drohte Trump bereits hohe Importzölle auf seine Einfuhren aus Mexiko an. Die US-Autohersteller können Autos, die sie in den USA verkaufen, bei den derzeitigen Marktbedingungen aber häufig nur mit Verlust im eigenen Land produzieren. Die Kosten in den Vereinigten Staaten sind einfach zu hoch. Langjährig etablierte, globale Lieferketten müssten im Zuge von Strafzöllen überdacht werden. Eine mögliche Neuorganisation bedeutet Aufwand und Kosten. Aus Mexiko stammen eben nicht nur rund 2,3 Millionen der in den USA verkauften Autos, sondern auch 40 Prozent der Komponenten der in den USA produzierten Fahrzeuge. Ohne die kostengünstig produzierten Bauteile aus Mexiko wäre die Produktion von Autos in den USA kaum noch profitabel. Nicht zuletzt ist Mexiko auch ein bedeutender Markt für Ford, GM & Co.
Schon jetzt zeigen sich die Auswirkungen eines möglichen Protektionismus in Mexiko: Nachdem der Peso bereits seit Ende 2014 knapp ein Viertel seines Werts gegenüber dem US-Dollar einbüßte, gab er in den Wochen nach Trumps Wahl in der Spitze weitere 16 Prozent nach. Die mexikanische Notenbank stemmt sich mit höheren Zinsen gegen die Abwertung. Im vergangenen Jahr erhöhte sie bereits fünf Mal ihren Leitzins, im Februar folgte ein weiterer Zinsschritt auf 6,25 Prozent. Das ist der höchste Stand seit März 2009.
Zuletzt konnte der Peso zum US-Dollar wieder etwas zulegen. Letztlich ist Mexiko ein wettbewerbsfähiger Produktionsstandort, der durch die Abwertung der Währung sogar an Attraktivität gewinnen konnte. Dieser Rückenwind könnte anhalten. Zumindest so lange, bis klar ist was die neue US-Regierung konkret plant.