09.02.2021 -
Der US-Senat hat das neue Hilfsprogramm von US-Präsident Joe Biden gebilligt. Weitere 1,9 Billionen US-Dollar sollen von der Notenbank finanziert werden – mit langfristigen Folgen für die Kapitalmärkte.
Auch der neue US-Präsident Joe Biden hat einiges vor. Und er zeigte sich nach Verhandlungen mit republikanischen Politikern nicht bereit, sein Konjunkturprogramm zu kürzen. Dabei gab es in der Vergangenheit selten eine knappere Mehrheit im Abgeordnetenhaus. Im Senat steht es sogar nur 50:50. Doch nach einem „Unentschieden“ bei der Abstimmung in dieser Kammer machte Vizepräsidentin Kamala Harris von ihrem Vorrecht Gebrauch, den entscheidenden Ausschlag zu geben.
Doch mehr Hilfen und mehr Stimulus bedeuten auch mehr Schulden, für die es eine Gegenpartei braucht – einen Kreditgeber. Am besten einen Kreditgeber, der bereit ist, alle Schulden auf sein eigenes Buch zu nehmen und sich angesichts der Schuldentragfähigkeit mit niedrigen Zinsen zu begnügen. Derzeit finanzieren die Notenbanken bereitwillig die Konjunkturprogramme der Regierungen. Auch die US-amerikanische Federal Reserve Bank (Fed) kaufte 2020 fast drei Viertel der US-Anleihen zur Finanzierung des US-Defizits.
Damit entspricht sie der sogenannten „Modern Monetary Theory“ (kurz: MMT): Das Geld soll in Krisenzeiten unter die Leute gebracht werden, heißt es dort im „Teil I“, um die Wirtschaft zu stimulieren. Wenn es dann irgendwann ökonomisch wieder aufwärtsgeht, so zumindest die Theorie, müsse es wieder eingesammelt werden. Dieser „Teil II“, sprich eine kontraktive Fiskalpolitik (höhere Steuern, geringere Ausgaben), die die Staatsverschuldung wieder senken sollen, ist jedoch auf absehbare Zeit wohl nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Im Zuge der anhaltenden Pandemie dürfte es bei den Schulden erst einmal weiter nach oben gehen.
Auch die Notenbanken müssen sich angesichts der Schuldentragfähigkeit der Volkswirtschaften beim Zins wohl auch künftig zurückhalten. Dauerhaft niedrige Zinsen sind damit die Narbe, die uns aus der Pandemie bleibt.
Für die Anleger ist das erst einmal eine gute Nachricht. Wirkt sich doch ein anhaltend niedriger Zins positiv auf die Bewertung von Unternehmen aus. Denn der faire Wert eines Unternehmens ist letztlich nichts anderes als der Barwert seiner künftigen Erträge. Wir bleiben (auch deswegen) grundsätzlich optimistisch für Aktien.