30.07.2018 -
Renditeversprechen ohne Kursschwankungen sind nicht nachhaltig – das gilt vor allem in Zeiten niedriger Zinsen. Das verschweigen manche Fondsanbieter gerne. Ein Plädoyer für mehr Ehrlichkeit.
Die niedrigen Zinsen sind eine echte Herausforderung – auch für den offenen und ehrlichen Umgang mit den Folgen für die Geldanlage. Unseres Erachtens sind positive Renditen im heutigen Umfeld nur erzielbar, wenn man bereit ist, temporäre Kursrückschläge zu akzeptieren. Doch anstatt ihren Anlegern reinen Wein einzuschenken, ziehen es so manche Fondsgesellschaften vor, die Null- beziehungsweise Negativzinsen trickreich zu umgehen.
Mittlerweile haben einige Fonds ihr ursprüngliches Territorium verlassen und sich in riskantere Anlagen bewegt. Ohne, dass es die Anleger dieser Fonds erfahren hätten. Diese Tricksereien schaden am Ende der Anlegerkultur in diesem Land und beschädigen den Ruf der gesamten Branche. Als die Renditen italienischer Staatsanleihen in die Höhe schossen und ihre Kurse in die Tiefe rauschten, kam es bei einigen vermeintlich sicheren Geldmarktfonds zu unerwarteten Verlusten. Und bei den Anlegern zu einem bösen Erwachen.
Wer langfristig Geld für Anleger verwaltet, muss ihnen auch reinen Wein einschenken. In diesem Sinne bedeutet Nachhaltigkeit auch Ehrlichkeit. Wer angesichts von Nullzins und steigender Inflation sein Vermögen real erhalten oder sogar mehren will, muss der Realität ins Auge schauen. Er darf nicht den Versprechungen erliegen, es gäbe risikolose Renditen. Und Anbieter dürfen nicht der Versuchung erliegen, diese falschen Versprechen abzugeben.
Anleger wollen und müssen wissen, was sie von einer Geldanlage realistisch erwarten können. Unseres Erachtens wissen Anleger eine offene und ehrliche Kommunikation zu schätzen: Wer langfristig disponiert und die Zeit auf seiner Seite weiß, wird mit einem klug diversifizierten Portfolio nicht nur die Tiefzinsphase, sondern auch die immer wiederkehrenden großen und kleinen Krisen meistern. Aber nur, wenn er vorher auch darüber aufgeklärt wurde. Wenn ein Anbieter seine Anleger nicht aufklärt, darf er sich nicht wundern, wenn die ihm enttäuscht den Rücken zukehren, sobald die Versprechen risikoloser Renditen wie Seifenblasen platzen.
Eine langfristig verfolgte robuste Anlagestrategie kann Anleger überzeugen. Dazu zählen nicht nur Aktien nachhaltig ertragreicher Unternehmen, sondern auch Anleihen mit einem attraktiven Rendite-Risiko-Profil. Gerade bei Anleihen ergeben sich temporär immer wieder Opportunitäten. Und es dürfte keine Überraschung sein, dass dazu angesichts der unabsehbaren Folgen der Tiefzinspolitik eine nennenswerte Goldposition zählt. Denn wenige Dinge sind wirklich dauerhaft – abgesehen von Gold. Für diese Einsicht braucht man die Weltuntergangsszenarien einiger Crashpropheten nicht zu teilen. Man sollte aber so ehrlich sein, seine Anleger über bestehende Risiken aufzuklären und realistische Möglichkeiten aufzuzeigen. Luftschlösser sind schön, helfen Anlegern aber auch nicht weiter.
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