28.03.2019 -
Am Zinsmarkt mehren sich die Anzeichen, dass die Wirtschaft schwächelt. Am Aktienmarkt grassiert die Furcht vor einem Einbruch. Unser Kapitalmarktstratege Thomas Lehr erklärt die Hintergründe.
Herr Lehr, die Renditen von US-Staatsanleihen mit langen Laufzeiten sind niedriger als die von kurzen Laufzeiten. Marktbeobachter erwarten Schlimmes.
Das ist richtig: Von einer inversen Zinsstrukturkurve kann man in der Tat ableiten, dass Anleger mit Blick auf die Wachstumsaussichten in der größten Volkswirtschaft der Welt sehr skeptisch sind. Allerdings wird dieses Marktphänomen immer als Indikator dargestellt. Zu Unrecht.
Erklären Sie uns das bitte etwas genauer.
Die Zinsstrukturkurve ist das Ergebnis der Preise am Anleihemarkt und spiegelt somit die Erwartungen der Investoren wider. Nicht mehr und nicht weniger. Ob es tatsächlich so kommt ist längst keine ausgemachte Sache.
Was bedeutet das für die Märkte?
Die Tatsache, dass ein Großteil der Marktteilnehmer längst nicht mehr überrascht wäre, wenn es tatsächlich zu einer spürbaren Wachstumsdelle käme, ist eher beruhigend. Die Fallhöhe ist niedriger.
Lohnt jetzt noch ein Einstieg?
Gefährlicher wird es immer dann, wenn Anleger allzu sorglos sind. So lange Risiken diskutiert werden und Kurse diese zu einem gewissen Teil bereits einpreisen, bestehen auf lange Sicht eher Chancen. Wir sind langfristige Investoren. Egal wie die Wirtschaft in den kommenden Quartalen läuft – in fünf oder zehn Jahren interessiert das Jahr 2019 wahrscheinlich keinen mehr. Hinzu kommt, es gibt auch defensive Aktien von Unternehmen mit Geschäftsmodellen, deren Abhängigkeit von der Konjunktur gering ist. Denken Sie beispielsweise an die Dinge des täglichen Gebrauchs. Die werden auch verkauft, wenn die Weltwirtschaft mal schwächelt.