21.09.2016 -
Multi-Asset-Fonds verteilen das Geld der Anleger auf verschiedene Anlageklassen, um die Kapitalmarktrisiken zu begrenzen. In den vergangenen Jahren haben sie deutlich an Popularität gewonnen. Viele Produkte verfolgen eine absolute Renditestrategie. Das bedeutet nicht – wie fälschlicherweise oft angenommen –, dass in jedem Jahr ein Mindestgewinn anfallen muss und nie ein Verlust. Erfolgsentscheidend ist vielmehr ein entsprechend langer Anlagehorizont.
Es spricht vieles dafür, dass das globale Zinsniveau noch lange vergleichsweise niedrig bleibt – für die Euro-Zone gilt das im Besonderen. Das Renditepotenzial am Anleihemarkt dürfte begrenzt bleiben – auch in den USA. Wer langfristig auskömmliche Renditen erzielen will, kommt nicht umhin, sich anderweitig umzuschauen. Multi-Asset-Fonds haben zuletzt von diesem Umstand profitiert. Fonds, die das Geld der Anleger auf verschiedene Anlageklassen verteilen und so Renditepotenziale heben. Zuletzt gab es jedoch Kritik: „Reines Marketing, viel zu teuer, Modeerscheinung“ war in den Medien zu lesen. Werden Multi-Asset-Fonds überschätzt?
Dazu eines vorab: Leider gibt es keine einheitliche Definition dieser Produkte. Je nach Anbieter oder Fondsrating-Agentur wird sie anders ausfallen. Nach unserem Verständnis ist ein Multi-Asset-Fonds weitgehend frei, was die Gewichtung der verschiedenen Anlageklassen, Einzeltitel, Regionen und Währungen betrifft. Das Fondsmanagement orientiert sich an keinem Referenzindex. Oberstes Ziel ist es, langfristig attraktive Renditen für die Anleger zu erwirtschaften, also eine „absolute Renditestrategie“. Dem Anleger soll erspart bleiben, zu hören, wie sich sein Fondsmanager brüstet, „nur“ 25 Prozent verloren zu haben, während der Referenzindex 30 Prozent abgerutscht ist.
Dieser Ansatz führt zum Ursprung allen Investierens zurück: Anlagegelegenheiten erkennen und nutzen, das heißt, mit kalkulierbaren Risiken attraktive Renditen für die Investoren zu erwirtschaften. Jedem Kaufmann leuchtet dieses Konzept ein – und doch wird es oft fehlinterpretiert, insoweit erwartet wird, dass jedes Jahr eine bestimmte Zielrendite erfüllt werden müsste. Und niemals ein Verlust anfallen darf.
Voraussetzung für absolute Renditestrategien – und damit überdurchschnittliche Renditen – ist vielmehr ein langfristiger Anlagehorizont. Zeit und Geduld spielen eine große Rolle. Es gibt Phasen, in denen man mehr, und Phasen, in denen man weniger interessante Investmentmöglichkeiten findet. Unterstellt man für reine Aktienengagements einen sinnvollen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren – damit die Kursgewinne aus den starken Phasen die Verluste der schwächeren wettmachen können –, dann sollte ein adäquater Anlagehorizont bei absoluten Renditestrategien je nach Risikoneigung mindestens drei Jahre betragen, besser mehr.
Die Kernkompetenz des Fondsmanagements besteht darin, permanent Chancen und Risiken potenzieller und bereits bestehender Investments abzuwägen. Das wiederum setzt ein kaufmännisch geprägtes Risikoverständnis voraus, das nicht selten der herrschenden Risikointerpretation an den Finanzmärkten entgegensteht. Ein deutlicher Kursrückgang etwa erhöht die Volatilität einer Aktie. Aus Sicht von Anhängern der klassischen Portfoliotheorie steigt damit auch das Risiko, obwohl der Preis nun sehr viel niedriger ist als zuvor. Für den kaufmännisch denkenden Investor dagegen ist es genau umgekehrt: Ein tieferer Einstiegskurs bedeutet ein geringeres Risiko, weil er das Renditepotenzial erhöht – vorausgesetzt, an der Substanz des Unternehmens hat sich nichts verändert. Volatilität ist aus seiner Sicht nichts Böses, im Gegenteil: Sie beschert ihm von Zeit zu Zeit Sonderangebote. Der Gewinn liegt bekanntlich (auch) im Einkauf.
Ein großes Thema für Investoren sind zweifellos Absicherungsinstrumente. Auch wir tätigen Terminmarktgeschäfte, wenn es die Situation unseres Erachtens erfordert, sich das Anlageumfeld deutlich verschlechtert. Grundsätzlich sind wir aber sehr zurückhaltend, was Absicherungsgeschäfte betrifft. Sie kosten Geld und schmälern langfristig die Rendite. Außerdem ist es extrem schwierig, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen – wann werden die Termingeschäfte geöffnet, wann wieder geschlossen. Wer beim ersten Mal richtig liegt, kann beim zweiten oder dritten Versuch völlig danebengreifen. Im Grunde ist es wie bei einem Fußballspiel: Nur weil eine Mannschaft das 1:0 geschossen hat, bedeutet das noch lange nicht, dass sie am Ende auch gewinnt. Wer Geduld hat und Vertrauen in die Qualität seiner Investments, muss die Kursschwankungen nicht fürchten.