14.03.2019 - Kurt von Storch

Grün, aber nicht nachhaltig


Grün, aber nicht nachhaltig
Kurt von Storch

Die EU macht Druck. Die Bürger sollen bei der Geldanlage Umwelt- und Sozialstandards beachten. Doch niemand weiß, wie sich „Nachhaltigkeit“ überzeugend messen lässt.

Die Geldanlage soll „nachhaltiger“ werden. Zumindest möchten das die Politiker in Brüssel. Sie planen für nächstes Jahr einen EU-Aktionsplan „zur nachhaltigen Neuausrichtung des Finanzmarktes“. Das Thema scheint dringlich, hat aber einen Haken: Niemand weiß, was sich genau hinter dem Begriff „Nachhaltigkeit“ verbirgt und wie er sich messen lässt.

ESG steht für „Environmental, Social und Governance“ für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. In der Öffentlichkeit bedeutet „nachhaltig“ aber vor allem „grün“ ökologisch wertvoll. Vielleicht noch ethisch, und weiter? Naja, irgendwie ein „gutes Gewissen“ haben oder vermitteln. Es wird an der Oberfläche gekratzt. Das Thema ist leider komplex. Weit komplexer, als viele Verfechter uns weismachen wollen.

Ökologisches Feigenblatt

Nehmen wir als Beispiel die vielen, längst von der Bildfläche verschwundenen deutschen Solarkonzerne. Deren Aktien waren zwar „grün“, aber nicht nachhaltig. Zumindest nicht für ihre Aktionäre und Mitarbeiter und damit auch nicht für das soziale Umfeld. Nachhaltigkeit ist in Wahrheit vielmehr als ein ökologisches Feigenblatt. Ökonomie und Ökologie bedingen einander.

Die Politik versucht sich daran, Komplexität zu reduzieren, indem sie die Definition an Ratingagenturen delegiert. Sie sollen den Anlegern erklären, welche Anlagen nachhaltig sind und welche nicht. Eine Art TÜV der Unternehmen anhand Hunderter mehr oder weniger schwammiger Kriterien überprüft. Was bei einem Windrad noch möglich ist, erscheint bei einem international tätigen Konzern geradezu größenwahnsinnig.

Am Ende steht dann ein „Nachhaltigkeits-Urteil“, von dem selbst die Rating-Agenturen sagen (um später nicht dafür belangt zu werden), dass es kaum ausreichend sein kann für eine seriöse Anlageentscheidung. Auf einer Liste von Emittenten „grüner“ Anleihen tauchen in der Praxis dann Frankreich, ein großer europäischer Flughafen oder ein bekannter Atomstrom-Erzeuger auf. Allesamt Anleiheschuldner, die man nicht unbedingt in der Reihe besonders nachhaltiger Firmen verorten würde.

Ernsthafte Auseinandersetzung statt Schablonen

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Nachhaltigkeit ist ein bedeutsames Thema. Nachhaltig nicht allein im Sinne von „grün“, wie es in der Öffentlichkeit meist dargestellt wird, sondern im Sinne von dauerhaft, beständig und zukunftsfähig. Auch wir als Fondsgesellschaft haben die UN-Prinzipien für verantwortliches Investieren unterzeichnet. Sie verpflichten alle Mitglieder, Umwelt- und Sozialthemen sowie Fragen einer guten Unternehmensführung in ihrem Investmentprozess zu berücksichtigen.

Anders als die Rating-Agenturen arbeiten wir uns dabei nicht schablonenhaft an Kriterien ab, sondern versuchen das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich zu betrachten. Besonders wichtig ist uns das Management eines Unternehmens. Ist es integer? Denkt es kaufmännisch, also langfristig? Eine gute Unternehmensführung ist meist ein guter Indikator dafür, ob auch die anderen Nachhaltigkeits-Faktoren berücksichtigt werden, die sozialen und ökologischen.

Anders ausgedrückt: Ein Vorstands-Chef, der unternehmerisch denkt, wird die knappen Ressourcen des Unternehmens, das er als sein “eigenes” versteht, bestmöglich einzusetzen versuchen. Er wird das Wohl und die Wünsche seiner Kunden ebenso im Blick haben wie das seiner Mitarbeiter. Er wird sich nicht zuletzt seiner sozialen und ökologischen Verantwortung bewusst sein, weil er weiß, dass er andernfalls die Zukunft des Unternehmens gefährden würde. Er handelt wie ein guter Kaufmann, nicht wie ein Manager, der allein die nächsten Quartalszahlen im Blick hat: Er handelt nachhaltig.

Die Kolumne von Kurt von Storch ist in der Rheinischen Post erschienen.

 

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