25.11.2021 -
Das Wirtschaftswachstum ist in Schwellenländern besonders hoch. Das allein reicht nicht – Anleger sollten ein paar Punkte beachten, bevor sie investieren.
Vor fast genau zwanzig Jahren ist China der Welthandelsorganisation WTO beigetreten. Seither haben viele Entwicklungs- und Schwellenländern gegenüber der westlichen Welt stark aufgeholt, zeigen Zahlen im „World Economic Outlook“, den der Internationalen Währungsfonds (IWF) im Oktober 2021 veröffentlicht hat.
Damals wie heute leben etwa 85 Prozent der Weltbevölkerung in den Emerging Markets. Während sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den vergangenen zwanzig Jahren in den Industrieländern auf etwa 56 Billionen US-Dollar fast verdoppelt hat, hat es sich im selben Zeitraum in den Entwicklungs- und Schwellenländern auf knapp 39 Billionen US-Dollar mehr als verfünffacht.
Doch das relativ hohe Wachstum ist nur ein Grund, warum es sich für Anleger lohnen kann, sich näher mit den Emerging Markes zu beschäftigen.
Schwellenländer stehen mittlerweile für etwa 40 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. An den Kapitalmärkten sind sie mit einem Anteil von lediglich 13 Prozent jedoch deutlich unterrepräsentiert. Eine junge Bevölkerung und hohes Wirtschaftswachstum sind wichtige Vorteile, die es Unternehmen erleichtern, Umsatz und Gewinne zu steigern. Für Anleger reicht das allein aber nicht, um dort nachhaltig erfolgreich zu sein.
Aus unserer Sicht hat die „Governance“ oder Führungs-Struktur von Staaten und Unternehmen einen maßgeblichen Einfluss auf die langfristige Wertentwicklung für Anleger. Deswegen fokussieren wir uns auf Länder, die über ein tragfähiges Wachstumsmodell verfügen und sinnvolle institutionelle Rahmenbedingungen bieten. Auf Unternehmensebene achten wir darauf, dass die Interessen der Minderheitsaktionäre und weiterer Anspruchsgruppen wie Lieferanten oder Mitarbeiter (Stakeholder) berücksichtigt werden. Integrität und Interessenidentität zwischen Management und Eigentümern sichern aus unserer Sicht einen nachhaltigen Unternehmenserfolg. Eine transparente Informationspolitik und die regelmäßige Kommunikation mit den Anteilseignern sind uns wichtig. Staatsnahe Unternehmen, die in vielen Schwellenländern stark vertreten sind, erfüllen diese Kriterien häufig nicht.
Auch die Finanz- und Kapitalmärkte sind in vielen Schwellenländern noch nicht so weit entwickelt wie in den westlichen Industrienationen. Das kann aktiven Fondsmanagern Vorteile bringen, mahnt aber unseres Erachtens auch zur Vorsicht.
Wir legen daher bei Unternehmen aus Schwellenländern dieselben Maßstäbe an wie auf anderen Aktienmärkten auch. Wir sind davon überzeugt, dass der Markt den Erfolg erstklassiger Unternehmen langfristig honoriert. Deswegen legen wir großen Wert auf die Qualität von Unternehmen, also auf ein transparentes und verständliches Geschäftsmodell, nachhaltige Wettbewerbsvorteile und ein integres Management, das eine gesunde Unternehmenskultur fördert.
Außerdem sind für uns eine robuste Bilanz, eine hohe Vorhersehbarkeit der Umsatzentwicklung und Gewinnmargenstabilität entscheidend für Investments. Die Portfoliokonstruktion erfolgt dann auf einem weißen Blatt Papier, also losgelöst von Referenzindizes. Unsere Qualitätsauswahl und die Fokussierung auf die Investments mit den aussichtsreichsten Chance-Risiko-Verhältnis ergeben ein konzentriertes Portfolio aus 30 bis 50 Einzeltiteln.
Die Globalisierung ist inzwischen weit vorangeschritten. Und weil für viele multinationale Unternehmen die Wachstumspotenziale in der entwickelten Welt erschöpft sind, sind die Emerging Markets für sie zu wichtigen Absatzmärkten geworden. Auf der anderen Seite entwickeln Schwellenländer-Unternehmen neuartige und innovative Geschäftsmodelle, die sie erfolgreich in die Industrienationen exportieren.
Börsenplatz, Unternehmenssitz oder Indexzugehörigkeit eines Unternehmens sind daher für uns zweitranging. Entscheidend sind vielmehr die ökonomischen Parameter. Wir beziehen Unternehmen aus den entwickelten Ländern, die vom Wachstum in den Emerging Markes profitieren, daher bewusst in unser Investmentuniversum ein. Dies eröffnet uns zusätzliche Opportunitäten, erhöht die Flexibilität und resultiert in einem hohen aktiven Portfoliomanagement.
Weil es aber trotz aller Sorgfalt bei der Analyse zu überraschenden Entwicklungen kommen kann, die sich negativ für Anleger auswirken, bleibt die Diversifikation des Vermögens über verschiedene Länder, Branchen und Währungsräume für uns eine wichtige Leitlinie.