12.09.2016 -
Die Krise des Euro scheint gebändigt, doch der Schein trügt. Anleger sollten unseres Erachtens auch andere Währungen im Blick haben.
Die Deutschen haben ein besonderes Verhältnis zu ihrer Währung, ein inniges. Ich erinnere mich gut an frühere Tage, als noch in D-Mark gezahlt wurde. Selbstbewusst waren wir, weil unser Geld im Vergleich zu anderen Währungen aufwertete; gerade im Urlaub haben wir uns gerne dieser Eigenschaft erinnert, an der Adria etwa oder der Costa Brava. Für unsere D-Mark haben wir dort deutlich mehr Gelato oder Sangria bekommen als daheim. Gut 50 Jahre war die Mark unser Begleiter, ein Fixpunkt unseres Wohlstandes. Sie hat uns geprägt.
Als Anleger und Sparer mussten wir uns nicht zwingend damit beschäftigen, einen Teil unseres Vermögens in anderen Währungen zu disponieren – warum auch, die D-Mark war über jeden Zweifel erhaben. Wir haben gelernt, in nur einer Währung zu denken, mehr brauchte es nicht; auch heute tun das viele Anleger noch, obwohl wir seit mehr als zehn Jahren Euro statt D-Mark im Portemonnaie haben. Unseres Erachtens ist das ein Problem.
Denn der Euro ist anders, er spiegelt die Leistungsfähigkeit völlig verschiedener Volkswirtschaften wider. Aus Sicht von uns Deutschen ist der Euro schwächer, als es die D-Mark früher war; ein Italiener dagegen empfindet ihn deutlich stärker, als die Lira je hätte sein können. Im Grunde ist der Euro irgendetwas dazwischen. Zu schwach für die starken Volkswirtschaften, zu stark für die schwachen. Wir Deutschen sollten uns dieses Zusammenhangs bewusst sein – je weicher eine Währung, desto geringer ist die Kaufkraft unserer Ersparnisse und Investitionen.
Zuletzt ist es relativ ruhig geworden um den Euro. Das Versprechen von EZB-Chef Mario Draghi aus dem Jahr 2012, alles Nötige zu tun, um die Gemeinschaftswährung zu schützen, reicht den Investoren offenbar aus. Wie lange, wird sich zeigen. Wir tun jedenfalls gut daran, nicht der Illusion zu erliegen, die Eurokrise sei ausgestanden. Sie dürfte uns noch viele Jahre begleiten. Reformen, die nötig wären, um die Wettbewerbsfähigkeit der angeschlagenen südeuropäischen Staaten zu verbessern, wurden unserer Meinung nach bislang nur unzureichend umgesetzt. Die EZB muss weiter als Retter der letzten Instanz herhalten.
Angesichts dieser Gemengelage ist es unseres Erachtens sinnvoll, einen Teil des Vermögens in Fremdwährungen zu diversifizieren; in Währungen, deren Volkswirtschaften vergleichsweise robust und solide sind und die eine ausreichende Liquidität aufweisen.
Kurzum: Wir Deutschen sollten über die Eurogrenzen hinausschauen. Machen Sie es ein wenig wie die Italiener: Als die noch ihre Lira hatten, waren sie froh, ein paar D-Mark- oder US-Dollarscheine in der Tasche zu haben.