29.08.2017 -
Die Notenbanker halten Kurs. Die Zinsen bleiben niedrig, in den USA wie in Europa. Trotzdem wertete der Euro zum Dollar um rund 15 Prozent auf. Was ist der Grund dafür?
Notenbanker haben eine besondere Fähigkeit: Selbst wenn sie nichts (Neues) sagen, hat das mitunter große Auswirkungen auf die Kapitalmärkte. Ein Ende der Tiefzinspolitik scheint weder für Janet Yellen (Fed) noch für Mario Draghi (EZB) eine Option. Auch beim jüngsten Treffen in Jackson Hole vermieden sie Aussagen zu Zinserhöhungen und Anleihekäufen. Trotzdem hat der US-Dollar in der Folge weiter gegenüber dem Euro verloren – seit Jahresanfang beträgt das Minus nunmehr rund 15 Prozent.
Das ist insofern bemerkenswert, da sich weder in den USA noch in Europa seither substantiell etwas geändert hat. Es gibt keine großen Reformen oder extreme Ausschläge bei den Wirtschaftsdaten. Die Kaufkraftparität, ein ökonomisches Maß, das den „wahren“ Wert von Währungen auf Basis von Warenkörben wiedergeben soll, liegt nach wie vor bei rund 1,30 US-Dollar.
Angebot und Nachfrage
Was eine Währung wert ist, entscheidet allerdings der Markt – und keine Warenkörbe. Angebot und Nachfrage. Wenn nichts passiert, also kein Notenbanker etwas sagt, die Anleger aber mehr erwartet hatten, können Kurse schwanken. Dann gilt am Devisenmarkt: dreimal Null ist mehr als Null. Anleger sollte der Blick auf die temporären Renditen ihrer in Euro gelisteten US-Anlagen aber nicht beunruhigen. Der Wind an den Devisenmärkten kann sich schnell drehen. Langfristige Investoren schätzen einen starken Euro, macht er doch Käufe von US-Qualitätsaktien oder Gold günstiger.