21.02.2019 -
Seit einiger Zeit geistert ein Wort umher, das alle ehrfürchtig erstarren lässt: Disruption. Von vielen gefürchtet, wissen die wenigsten, was sich hinter dem Modewort verbirgt. Wir klären auf.
Im Grunde ist Disruption kein wirklich neues Thema. Disruption hat es immer schon gegeben. Nicht nur heute oder zur Jahrtausendwende, als das Internet mit Macht in die Haushalte drängte. Prozesse verändern sich. Unternehmen verändern sich – entweder sie kommen nicht mehr mit oder sie entwickeln sich weiter. Auch Volkswirtschaften verändern sich. Die Gesellschaft verändert sich. Also alles wie gehabt. Was sich jedoch verändert hat, ist die Geschwindigkeit des Wandels. Das Internet wirkt gewissermaßen wie ein Disruptions-Turbo.
Disruption als beschleunigter Wandel wird von vielen als bedrohlich wahrgenommen. Das liegt sicherlich auch am Begriff und seiner Definition: Disruption wird als Zerstörung beschrieben. Zerstörung macht Angst. Angesichts des Wandels sollten wir aber lieber von „kreativer“ Zerstörung sprechen. Denn Wandel bedeutet nicht nur Verlust – durch Fortschritt entsteht auch völlig Neues. Wenn wir Henry Ford zu den Wünschen seiner Kunden hätten fragen können, dann hätte er gesagt: „Die Leute wünschen sich schnellere Pferde.“ Ford selbst hat das anders gesehen – und recht damit behalten. Was damals schlecht für Kutscher war, schuf mit dem industriell gefertigten Automobil eine ganz neue Branche – und neue Möglichkeiten in der gesamten Wirtschaft.
Technologischer Fortschritt, Fortschritt im Allgemeinen, ist nicht bedrohlich. Gleichwohl wird er häufig als Bedrohung wahrgenommen. Tatsächlich ist die Digitalisierung in vielen Bereichen eine echte Herausforderung. Etwa für den Einzelhandel, aber auch für die Finanzbranche. Doch auch das gehört zur Wahrheit: Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss sich stetig weiterentwickeln. Diese Spielregeln galten schon immer und für alle. Entscheidend ist, dass wir die Neugier nicht verlieren. Das ist eine der wichtigsten Eigenschaften von Investoren: Dass sie Fehler im System erkennen, aber auch die Chancen finden – und dass sie aktiv danach suchen, sie also finden wollen. Am Ende ist der Umgang mit dem, was wir Disruption nennen, auch eine Frage der Haltung: Neugierig sein, sich auf neues einlassen, eigene Denkweisen hinterfragen, sich nicht auf Erreichtem ausruhen.