06.05.2021 -
Die Pensionsansprüche der Mitarbeiter von Dax-Unternehmen übersteigen mittlerweile schon die Marke von 400 Milliarden Euro. Helfen da die zuletzt wieder etwas gestiegenen Zinsen?
Die gesetzliche Rente, soviel ist klar, dürfte im Alter kaum reichen. Das andauernde Zinstief belastet gleichfalls die private Altersvorsorge – zumindest wenn ein Großteil des Geldes in zinsbasierte Anlageformen angelegt wird. Nicht nur Privatpersonen sind von dem Thema betroffen, auch Unternehmen – die ihre Mitarbeiter bei der Altersvorsorge unterstützen.
Seit 2008 wachsen die Pensionslasten der im Deutschen Aktienindex Dax-30 gelisteten Unternehmen kontinuierlich. Zum Ende des Geschäftsjahres 2020 lagen die aggregierten Pensionsschulden bei 407 Milliarden Euro, ermittelte Kai Lehmann vom Flossbach von Storch Research Institute. Damit entsprachen die Verbindlichkeiten zuletzt mehr als das Zweifachen dessen, was im Jahr 2008 ausgewiesen wurde. Zur Deckung dieser Verbindlichkeiten verfügten die Konzerne zuletzt aber nur über ein Planvermögen im Wert von insgesamt 265 Milliarden Euro. Der Ausfinanzierungsgrad lag damit auf Basis der aggregierten Werte bei 58,2 Prozent.
Konkrete Mindestvorgaben bezüglich der Deckungsquote gibt es für Pensionsverpflichtungen in Deutschland nicht. Um diese zumindest konstant zu halten, müssen die Unternehmen in Anbetracht stetig steigender Pensionslasten entweder entsprechende Wertbeiträge auf ihren angelegten Vermögenswerten erzielen. Oder – was vielfach vorkommt, die Ansprüche durch Zuschüsse aufpolstern. Das kann die Unternehmen stark belasten, vor allem, wenn die Erträge nicht wie geplant ausfallen. Die Zuschüsse der Dax-Unternehmen beliefen sich zuletzt auf 8,4 Milliarden Euro. Dennoch ist das Pensionsdefizit der Dax-Unternehmen von 131,5 Milliarden Euro im Vorjahr auf 142,1 Milliarden Euro angewachsen.
Hinzu kommt: Das Jahr 2020 war an den Kapitalmärkten von großen Schwankungen geprägt. Die Hoffnung auf weitere Fortschritte bei der Pandemiebekämpfung hat in diesem Jahr hingegen auch die Zinsmärkte erfasst und für steigende Renditen gesorgt (auch wenn diese in Europa nicht so ausgeprägt ausgefallen sind wie in den USA). Was sich wiederum in den Pensionsverpflichtungen der Unternehmen spiegelt. Ein Indikator ist der oftmals von den Unternehmen als Rechnungszins verwendete europäische Anleiheindex IBOXX Euro Corporate Bonds 10y+ Index. Hier ist die Rendite im ersten Quartal 2021 um etwa 40 Basispunkte angestiegen.
Dass dieser auf dem ersten Blick überschaubar anmutende Zinsanstieg dennoch Spuren in den Unternehmensbilanzen hinterlassen haben dürfte, zeigt eine Auswertung der Sensitivitätsanalysen, die die Auswirkungen von Bewegungen an den Zinsmärkten zeigen sollen und in den Anhängen der Geschäftsberichte zu finden sind. Und hier zeigt sich: Erhöht sich der Rechnungszinssatz um einen halben Prozentpunkt (50 Basispunkte), so führt dies zu einer Verringerung der Pensionsschuld um 7,8 Prozent.
Das ist (zumindest kurzfristig) eine positive Nachricht für die Unternehmen. Da sie zum Jahresende 2020 einen neuen Höchststand an Pensionsdefiziten ausgewiesen haben, sollte sich (wegen der moderat steigenden Zinsen) also eine Entlastung eingestellt haben. Diese dürfte laut Analyst Kai Lehmann bei schätzungsweise 20 bis 30 Milliarden Euro liegen.
Trotz der moderaten Entlastung bleiben die Pensionslasten für viele Unternehmen weiterhin ein großes Problem. Auch, weil sich der positive Trend nicht einfach fortschreiben wird können. Wie sich die Pensionslasten bei einzelnen Dax- Unternehmen entwickeln und wie sich die entsprechenden Zinseffekte auswirken, können Sie in der Studie des Flossbach von Storch Research Institute erfahren.