29.01.2019 -
Die Deutschen sparen fleißig – aber häufig falsch. Nur mit dem Sparbuch fällt der Vermögensaufbau schwer. Was helfen kann.
Die Deutschen sehen sich gerne als Sparweltmeister: Rund zehn Prozent des verfügbaren Einkommens legen sie zurück; die Quote hat sich in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert. Leider legen sie das Geld größtenteils noch immer in den „falschen“ Finanzprodukten an – auf das Sparbuch oder das Tagesgeldkonto. Mittlerweile zehn Jahre Niedrigzins haben sie bislang nicht dazu gebracht, ihre Anlagestrategie zu überdenken – das belegt auch die bislang größte Online-Anlegerumfrage.
In der Vergangenheit war der Zinseszinseffekt ein starkes Argument für das Sparbuch. Wie wirkmächtig diese Idee ist, zeigt ein Zitat, das Albert Einstein zugesprochen wird: Der soll den Zinseszinseffekt einmal als „achtes Weltwunder“ bezeichnet haben. Doch seit vielen Jahren bleibt dieses Wunder aus. Und genauso bedauernswert ist, dass viele deutsche Anleger immer noch auf die Rückkehr dieses Wunders hoffen – vermutlich vergeblich. Dabei gilt dieser Effekt nicht nur für das Sparbuch, sondern auch an der Börse – für Aktien und Anleihen. Wer seine dort erzielten Erträge immer wieder anlegt, kann damit in der Zukunft weitere Erträge erzielen. Je höher der Ertrag und je länger das Investment, umso wirkungsvoller kann der Effekt sein: Das Vermögen wächst schneller. Allerdings muss der Anleger an der Börse vorübergehende Kursschwankungen aushalten können.
Doch welche Möglichkeiten haben Sparer? Sie können einmalig eine in der Regel größere Summe anlegen, sie können aber auch regelmäßig kleinere Beiträge investieren oder beides kombinieren: mit einem Einmalbetrag als Grundstock starten und diesen dann regelmäßig mit kleineren Beiträgen aufstocken.
Wie der Name Einmalanlage schon sagt, investiert der Anleger einen festen Betrag zu einem bestimmten Zeitpunkt und nimmt dann mit seinem Investment an der Wertentwicklung seiner Anlage teil. So kann der Wert steigen, aber auch unter den ursprünglichen Betrag fallen. Gerade bei der Geldanlage an der Börse spielt der Zeitfaktor eine wichtige Rolle: Je länger der angestrebte Anlagehorizont ist, desto weniger fallen vorübergehende Wertschwankungen ins Gewicht. Wer nicht über eine Einmalanlage investieren will, kann auch regelmäßig kleinere Beiträge über einen Sparplan anlegen – das geht ab 25 Euro monatlich. Das erleichtert den Einstieg in die Investmentwelt. Es werden also keine großen Summen zum Start benötigt.
Ein schöner Nebeneffekt des Sparplans ist gerade für Anleger, die erste Erfahrungen bei der Geldanlage sammeln wollen, der Umgang mit den am Markt üblichen Wertschwankungen. Bei hohen Kursen kauft der Anleger automatisch weniger Anteile, bei niedrigen Kursen entsprechend mehr. Experten sprechen hier vom Durchschnittskosteneffekt. Allerdings gibt es unter Fachleuten Streit, wie groß dieser Vorteil tatsächlich ist.
Wer mit einem Sparplan den Schritt in die Anlagewelt macht, der beteiligt sich beispielsweise über Aktien am Produktivkapital, also an Sachwerten. Langfristig sind seine Chancen, Vermögen zu erhalten und zu mehren, unseres Erachtens deutlich besser als mit klassischen Zinsanlagen. Kursrücksetzer werden genutzt, um Beteiligungen zu günstigeren Kursen aufzustocken – ein Vorteil gegenüber Einmalanlagen.
In der Vergangenheit hat sich ein Sparplan, wenn er denn konsequent durchgehalten wurde, stets gelohnt – selbst dann, wenn lange Abwärtsphasen den Markt beherrscht haben. Ein Beispiel: Die bislang längste Abwärtsphase am deutschen Aktienmarkt begann 1961. In dem Jahr verlor der Vorgänger des Deutschen Aktienindexes acht Prozent und im folgenden Jahr nochmals 21 Prozent. Nach schwankungsreichen Jahren mit Aufschwüngen und Kursverlusten hätte ein Anleger, der 1961 einen Einmalbetrag investierte, 85 Monate warten müssen, um seinen ursprünglichen Einstandskurs wieder zu erreichen. Besser fuhren Sparplan-Anleger: Mit einem monatlichen Sparplan hätten sie im Schnitt ein Plus von acht Prozent per annum erzielt.
Ähnlich erging es Anlegern, die kurz vor dem Crash am 24. Oktober 1929 mit einer Einmalanlage in US-Aktien investierten – sie mussten 24 Jahre warten, bis die alten Höchststände erreicht waren. Die längste Baisse der Geschichte. Wie hätte ein Sparplan abgeschnitten? Wer ab Oktober 1929 jeden Monat regelmäßig in US-Aktien investierte, konnte sich bis 1954 jährlich im Schnitt über sieben Prozent plus freuen.
Diese beiden Beispiele zeigen: Sparpläne können Anlegern viele Sorgen nehmen – etwa die vor dem falschen Einstiegszeitpunkt. Denn es stellt sich eine interessante psychologische Wirkung ein: Das regelmäßige Sparen führt dazu, dass die Anleger nicht darüber nachdenken müssen, ob sie nun zum richtigen Zeitpunkt in den Markt einsteigen. Sie sind einfach die ganze Zeit dabei. Das regelmäßige Sparen hat auch eine disziplinierende Funktion. Läuft der Sparplan einmal, wird er so schnell nicht gekündigt.
Unser Fazit: Das Sparbuch ist der Deutschen liebstes Kind – leider. Denn mit ihm ist wegen Niedrigzins und Inflation ein solider Vermögensaufbau kaum möglich. Anlageformen, die in Sachwerte wie Aktien investieren, können Alternativen bieten. Einen leichten Zugang an die Börse bieten Investmentfonds – Sparpläne helfen gerade unerfahrenen Anlegern, diszipliniert zu investieren.
Dieser Beitrag ist in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins „Position“ erschienen, das Sie kostenlos abonnieren können. Hier geht es zum Abonnement.