11.01.2018 -
Bitcoin sorgt mit phantastischen Kursgewinnen und jähen Abstürzen für Schlagzeilen. Was ist dran an digitalen Währungen? Sind sie reine Spekulationsobjekte oder steckt vielleicht doch mehr dahinter?
Das ist der Stoff aus dem die Träume sind: Im Handumdrehen reich an der Börse. Dieses Mal mit Bitcoins. Im Herbst kannte die Begeisterung keine Grenzen: Der Bitcoin-Kurs raste von Rekord zu Rekord, auf mehr als 18.000 US-Dollar. Neben Bitcoin sprießen fast täglich andere Kryptowährungen wie Pilze aus dem Boden. Der Boom befeuert den Boom, die elektronischen Währungen jagen von Rekord zu Rekord – heftige Kurseinbrüche inklusive. So stürzte der Bitcoin-Kurs innerhalb weniger Tage um mehr als 5.000 US-Dollar ab. Während so mancher Anleger vom schnellen Geld träumt, erinnern sich andere an eine Spekulationsblase, der ebenfalls eine technische Neuerung zugrunde lag.
Beim Blick zurück erinnert die Entwicklung beim Bitcoin der vergangenen Monate tatsächlich stark an das Ende der 1990er Jahre – damals eröffnete eine neue Technologie namens Internet ungeahnte Chancen und beflügelte die Phantasie. Es entstanden tausende Unternehmen, die mit den verschiedensten Geschäftsmodellen die Chancen des Internets nutzen wollten. Viele Aktien eilten von Rekord zu Rekord – bis die Blase platzte. Von den damaligen Börsenstars sind die meisten heute Geschichte – einige wenige überlebten aber und sind heute die bekanntesten Online-Unternehmen. Google, Amazon und Co.
Heute sind wir schlauer: Nach dem Platzen der Dotcom-Blase blieben eben nur wenige Unternehmen aus den Anfangstagen des Dotcom-Booms übrig. So unterschiedlich die Entwicklungen damals wie heute sind – eines scheint gewiss: So wie um die Jahrtausendwende das Internet, sind heute Kryptowährungen gekommen um zu bleiben. Doch welche Kryptowährung sich dauerhaft als Zahlungsmittel etablieren wird, ist noch nicht klar.
Vielleicht erklärt schon die Bitcoin-Definition, was sie von einem klassischen Zahlungsmittel unterscheidet: Ein Bitcoin ist eine digitale Geldeinheit, die über ein globales dezentral organisiertes Netzwerk von einer Person zu einer anderen Person übertragen werden kann. Experten nennen das „Peer-to-Peer“-Austausch, der auf den Einsatz von Intermediären wie beispielsweise Banken oder Makler verzichten kann.
Bitcoins gibt es also nur als Buchgeld, es gibt keine Münzen und keine Scheine. Außerdem gibt es keine zentrale Instanz wie beispielsweise eine Zentralbank, die beispielsweise Einfluss auf die Geldschöpfung nehmen kann. Im Gegenteil: Die Anzahl möglicher Bitcoins ist auf 21 Millionen begrenzt. Eine Eigenschaft, die bewusst gewählt wurde, um der Währung den Charakter einer Goldstandard-Währung zu geben. Ihre Menge ist begrenzt und kann nicht beliebig ausgeweitet werden.
Der Bitcoin wurde nicht zufällig während der Finanzkrise entwickelt. Ein wichtiges Motiv der – bis heute übrigens anonym gebliebenen – Entwicklern war es, eine digitale Währung zu schaffen, die nicht die Schwächen einer Papierwährung hat und die nicht dem steuernden Einfluss einer Zentralbank unterliegt. Der Gedanke, digitales Gold zu entwickeln hat Charme. Deshalb befasste sich Flossbach von Storch schon früh mit Kryptowährungen, denn Gold ist und - das sei vorweggenommen - bleibt für uns eine Währung der letzten Instanz. Und mit Blick auf den Bitcoin wird es das unseres Erachtens auch bleiben. Schon aus einem ganz praktischen Grund: Bitcoins haben keine Wertpapierkennnummer. Für Fonds aber eine wichtige Investmentvoraussetzung. Doch auch die jüngsten extremen Kursschwankungen lassen unseres Erachtens Zweifel daran aufkommen, ob Bitcoin und die anderen, sehr jungen Kryptowährungen tatsächlich eine goldähnliche Funktion haben können.
Doch zurück zu Bitcoin: Wer Bitcoins hat, kann diese bei einer elektronischen Handelsplattform wie zum Beispiel bitcoin.de handeln und dort über eine elektronische Geldbörse verwalten, nachdem er sich dort registriert und eine Bankverbindung hinterlegt hat. Alternativ kann er sie auch selbst sichern, etwa auf einem USB-Stick oder einem Rechner. Jeder Besitzer verwaltet sein Geld selbst – er muss nur die passende Software dafür herunterladen. Damit verlieren Zentralbanken ihren Einfluss, Banken den Zugriff, etwa auf Girokonten. Allerdings ist jeder Nutzer auch selbst für die sichere Aufbewahrung und den Schutz seiner Bitcoins verantwortlich. Und hier muss mit einem weitverbreiteten Missverständnis aufgeräumt werden: Kryptowährungen sind an dieser Stelle nicht sicherer als physisches Geld: Geht der elektronische Geldbeutel verloren oder wird gestohlen, ist die Kryptowährung weg. Anleger sollten also sehr sorgfältig prüfen, wie und wo sie ihre elektronischen Geldbörsen (Wallets) sicher aufbewahren und verwalten wollen.
Weil es sich um eine dezentrale Währung handelt, unterliegt der Bitcoin auch keiner geografischen Einschränkung: Nutzer benötigen nur einen Internetzugang und Zugriff auf ihre elektronischen Geldbörsen (Wallet), um weltweit in Bitcoins bezahlen zu können. Damit benötigen sie keine Devisen und keinen Währungstausch, um mit Menschen anderer Währungsräume Transaktionen durchzuführen.
Alle Bitcoin-Transaktionen lassen sich innerhalb der digitalen Datenbank lückenlos zurückverfolgen. Die Bitcoin-Datenbank, die auf der Blockchain-Technologie basiert, verzeichnet dabei den Zeitpunkt, die Nummer der beteiligten elektronischen Geldbörsen (Wallets) und die Höhe des Bitcoin-Betrags, der geflossen ist. Die Eigentümer der Wallets und der Zweck der Transaktion bleiben anonym und werden in der Datenbank nicht erfasst. Insofern lässt sich bei einem bloßen Blick auf die Datenbank nicht sagen, wer mit wem eine Transaktion abgeschlossen hat. Allerdings muss hier mit einem Missverständnis aufgeräumt werden: Denn wer denkt, dass dadurch der Bitcoin vollständige Anonymität bietet, liegt schlicht falsch. Denn um Bitcoins oder andere Kryptowährungen handeln zu können, muss sich der Anleger erstmals legitimieren – beispielsweise bei einer elektronischen Handelsplattform. Und dafür muss er seine persönlichen Daten offenbaren und eine Bankverbindung angeben. Die „anonymisierte“ elektronische Geldbörse (Wallet) ist damit am Ende nichts anderes eine Depotnummer: Die Wallet enthält zwar nicht direkt die Daten des Inhabers, sie lässt sich aber eindeutig einem Referenzkonto zuordnen. Und damit besteht letztlich – wenn auch indirekt – beispielsweise für Finanzbehörden eine Zugriffsmöglichkeit auf die Transaktionen, die über die elektronische Geldbörse abgewickelt worden sind.
Vieles an der aktuellen Entwicklung rund um Bitcoins und Kryptowährungen erinnert an die wildesten Zeiten des Internet-Booms. Derzeit scheint es so, dass die Märkte sich noch in einem Suchprozess für den richtigen Umgang mit Kryptowährungen befinden. Die Technologie bietet ungeahnte Chancen, birgt aber auch entsprechende Risiken. Deshalb sollten sich Anleger eingehend mit dem Thema befassen. Auch wenn nicht sicher ist, ob Bitcoin als Kryptowährung überdauert – das zugrunde liegende Prinzip wird den Finanzmarkt unseres Erachtens prägen. Wir erinnern uns: Viele Dotcom-Unternehmen gingen, das Internet blieb. So ähnlich könnte es auch dieses Mal wieder sein.
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