11.08.2017 -
Keine Frage, Anleiheinvestoren haben es derzeit schwer. Zumindest ist das die Einschätzung vieler Börsenbeobachter. Sie ist auch nicht falsch, zumindest bei Staatsanleihen. Es gibt aber immer noch lukrative Papiere. Teil sieben der Serie „Robust Investieren“.
Da Staatsanleihen in Europa kaum noch Rendite abwerfen, ist die Chance auf nennenswerte Kursgewinne bei ihnen gleich null. Vor allem defensive Anleger bekommen das zu spüren. Deren Portfoliowert schwankt, sollte es an den Aktienmärkten turbulent zugehen, deutlich stärker als früher – weil die Staatsanleihen Verluste bei Aktien kaum mehr ausgleichen können. Die fetten Jahre sind unseres Erachtens vorbei. Nahe der Nulllinie ist das Kurspotenzial der Staatspapiere logischerweise begrenzt, das Risiko, Kursverluste zu erleiden, ungleich größer. Aber was bedeutet das für Anleger? Sollten sie besser einen großen Bogen um den Anleihemarkt machen?
Nein, das bedeutet es nicht. Wenn Anleger auskömmliche Renditen erzielen möchten, taugen Anleihen zwar nicht mehr als Basisanlage. Aber auch im aktuellen Zinsumfeld lassen sich durchaus Anleihen finden, deren Chance-Risiko-Verhältnis attraktiv ist, insbesondere bei Unternehmenstiteln. Anleger sollten unseres Erachtens selektiv vorgehen.
Ob sich ein Investment lohnt, zeigt erst der Blick auf das gesamte Ertragspotenzial einer Anleihe, das neben der jährlichen Rendite auch aus möglichen Kursgewinnen bestehen kann. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich immer wieder Anlagegelegenheiten ergeben. Etwa wenn die Anleihen eines Unternehmens aufgrund einer negativen Unternehmensmeldung über Gebühr abgestraft werden.
Was für Aktieninvestoren richtig ist, gilt also auch für den Anleihemarkt: Geduldig sein. Auf Gelegenheiten warten und dann nutzen. Selbst das Nullzinsumfeld bietet Möglichkeiten – man muss sie nur erkennen.
Im Fokus sollten immer die Chancen und Risiken einer Anleihe stehen. Erstere müssen letztere deutlich übersteigen. Bei der Analyse der verschiedenen Emittenten dürfen die offiziellen Ratings nicht die alleinige Entscheidungsgrundlage sein; sie verstellen mitunter den Blick auf den Emittenten, den es zu bewerten gilt. Was die Ratings großer Agenturen zuweilen wert sind, haben uns nicht zuletzt die Finanz- und Eurokrise gelehrt. Im Zweifel nicht allzu viel. Ein vermeintliches Top-Rating kann also durchaus in die Irre führen.
Bei der Analyse von Unternehmensanleihen gilt im Grunde das gleiche wie für Aktien: Die Qualität der Bilanz ist entscheidend.
Bei temporären Kurseinbrüchen kann ein Einstieg sehr attraktive Ertragspotenziale bieten – wenn eine sorgfältige Analyse ergibt, dass die Kreditwürdigkeit trotz schlechter Großwetterlage nicht in Frage gestellt werden muss und zu erwarten ist, dass die Anleihe zum Laufzeitende zurückgezahlt wird. Wenn die Kurse hingegen sehr stark steigen, sollten Anleger vorsichtig werden. Dann steigt auch die Fallhöhe – im gleichen Maße wie das Ertragspotenzial in der Zukunft sinkt.
Im achten Teil unserer Serie beschäftigen wir uns mit Gold.
Alle Teile der Serie, die bislang erschienen sind, finden Sie hier:
Teil 1 - Robust investieren – Eine Anlagestrategie im Zinstief
Teil 2 - Negativzinsen? Hat es noch nie gegeben
Teil 3 - Die Zinsen bleiben niedrig – Sparer müssen darben
Teil 4 - Die Inflation frisst das Ersparte auf
Teil 5 - Drei Regeln für eine bessere Geldanlage
Teil 6 - Ohne Aktien geht es nicht
Teil 7 - Anleihen? Sie müssen nur die richtigen finden!
Teil 8 - Gold - Versicherung für Krisenzeiten