19.08.2019 -
Auf viele Anleihen gibt es keinen Zins mehr – also grundsätzlich Finger weg von Festverzinslichen? Warum es sich Anleger nicht so einfach machen sollten.
Die Tatsache, dass es (allzu oft) keine Zinsen mehr gibt, bedeutet nicht, dass eine Anlage in Nominalwerte sinnlos wäre. Allerdings müssen Anleger, die auf dem Zinsmarkt noch etwas verdienen möchten, neue Wege gehen. Vergessen Sie die „Rendite p.a.“, denn es reicht längst nicht mehr aus, einfach eine Anleihe mit guter Bonität zu erwerben und dann bis zur Endfälligkeit liegen zu lassen.
Viele Marktteilnehmer haben im vergangenen Jahr noch mit steigenden Zinsen gerechnet und schwenken nun um. Die neue Situation kann zu Unregelmäßigkeiten im Zinsgefüge führen. Einige Anleihen könnten deshalb unter ihrem „fairen Wert“ gehandelt werden. Sollten die Zinsen weiter fallen, wären bei Anleihen Kursgewinne möglich. Auch durch die Vielzahl der verschiedenen Anleihearten und Laufzeiten können sich Chancen ergeben.
Nur mit einer flexiblen und aktiven Anlagestrategie, die alle Ertragsmöglichkeiten der Anlageklasse nutzt, lassen sich diese nutzen. Anleihen sind berechenbarer als Aktien und können dabei helfen, den Wert eines Vermögens zu stabilisieren. Und im besten Falle können sie bei einer aktiven und opportunistischen Anlagestrategie auch im historischen Zinstief langfristig das Potenzial ansprechender Renditen bieten.
Ob sich ein Investment lohnt, zeigt erst der Blick auf das gesamte Ertragspotenzial. Das kann neben der jährlichen Rendite beispielsweise auch aus möglichen Kursgewinnen nach Bonitätsverbesserung oder Änderungen des Zinsniveaus bestehen. Ertragspotenzial bietet zum Beispiel der sogenannte „Roll-Down-Effekt“: Bei einer steilen Zinskurve entsteht, wenn sich die anderen Voraussetzungen nicht ändern, durch das Sinken der Laufzeit nämlich automatisch ein Kursgewinn. Diesen Kursgewinn kann ein aktiver Investor als Ertragsquelle nutzen.
Das Anlageuniversum bei Anleihen ist viel größer als bei Aktien. Anleger können zum Beispiel Titel kaufen, die es bei Aktien gar nicht gibt: Staaten begeben Anleihen, aber keine Aktien. Und bei einzelnen Unternehmen können sie aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Anleiheausgestaltungen wählen, während es in der Regel bei den Aktien nur Vorzüge und Stämme gibt. Die genannten Vorteile lassen sich aber nur bei einem aktiven Management nutzen.