23.03.2017 -
Die klassische Altersvorsorge mit Lebens- und Rentenpolicen bringt häufig nur noch Minirenditen. Trotzdem sollten wir dem Sparen nicht entsagen. Ein Plädoyer für den privaten Vermögensaufbau.
Früher lebten Zinssparer in paradiesischen Zeiten. Anfang der 80er Jahre erhöhte die Bundesbank ihren Diskontsatz auf 7,5 Prozent. Damals sorgten sich die Notenbanker noch um die Preisstabilität. Im Zuge der Ölkrise schoss die Inflation in Deutschland zeitweise über die Marke von sechs Prozent.
Die Finanzmärkte nahmen die Vorgabe gerne auf. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg über die Marke von zehn Prozent. Wer damals eine kapitalbildende Lebens- oder Rentenpolice abgeschlossen hatte und bis zum Ende der Laufzeit durchhielt, erzielte Rekordrenditen. Auch nach Abzug der Inflation reichte das für ein Finanzpolster im Ruhestand.
Doch die Zeiten haben sich geändert.
Aktuell liegt der Leitzins der europäischen Zentralbank (EZB) bei knapp null Prozent. Die Rendite von Bundesanleihen mit einer Laufzeit von bis zu acht Jahren ist aktuell negativ, selbst Anleihen von Unternehmen mit Top-Bonität rentieren im Minus. Das schwächere Zinsumfeld wirkt sich auch auf Lebens- und Rentenpolicen aus. Der Garantiezins sank in den vergangenen zwanzig Jahren von 4,0 auf aktuell 0,9 Prozent. Die laufende Verzinsung fiel laut Ratingagentur Assekurata zuletzt im Marktschnitt auf rund 2,6 Prozent.
Wer jetzt eine Lebens- oder Rentenpolice abschließt, erzielt keine Rekordrenditen mehr. Nach Abzug der Kosten kann es Jahrzehnte dauern, bis die garantierte Beitragsrendite positiv ausfällt. Hinzu kommt, dass die Lebenserwartung der Deutschen von Jahr zu Jahr steigt. Für eine lebenslange Privatrente muss daher entweder mehr Kapital eingezahlt werden – oder länger angespart werden, um im Vergleich zu früheren Jahren auf vergleichbare Monatsbezüge zu kommen.
Das Beispiel der kapitalbildenden Leben- und Rentenpolicen, die früher einmal die Lieblingssparprodukte der Deutschen waren, zeigt: Die private Altersvorsorgeplanung vieler Deutschen wirbelt das historische Zinstief ziemlich durcheinander.
Auch wenn die Erträge nicht mehr so ausfallen wie in den vergangenen Jahrzehnten, sollten Anleger dem Sparen nicht grundsätzlich entsagen. Denn der Vermögensaufbau bleibt wichtig. Denn nur mit den Bezügen aus der gesetzlichen Rente dürfte sich der gewohnte Lebensstandard für viele Menschen nur schwerlich halten lassen.
Mit Blick auf die private Altersvorsorge ist es unseres Erachtens wichtig, den Null- und Negativzinsen Rechnung zu tragen und die Anlagestrategie grundsätzlich zu überdenken. Weg von der reinen Zinsanlage, hin zu einem breiter aufgestellten Vermögen. Wohl diversifiziert nach Anlageklassen, Einzeltiteln, Regionen und Währungen. Aus Qualitätsaktien erstklassiger Unternehmen und Anleihen, die ein gutes Verhältnis von Chancen und Risiken aufweisen. Gold kann unseres Erachtens als Währung der letzten Instanz dienen. Als eine Versicherung für den Fall einer ernsten Krise unseres Finanzsystems.
Wer langfristig Vermögen aufbauen will, kommt unseres Erachtens nicht umhin, es breiter aufzustellen. Und je früher der Sparer damit anfängt, desto leichter kann das Vorhaben gelingen.