31.05.2019 -
Die „Dividendensaison“ ist in vollem Gange. Doch Dividende ist nicht gleich Dividende. Worauf Anleger besonders achten sollten.
Der Zins ist verschwunden. Der Zinseszinseffekt, von Albert Einstein einst das achte Weltwunder genannt, vermag deshalb keine Wunder mehr zu bewirken. Für Sparer ist das ein Problem; eines, das in den kommenden Jahren noch viel größer werden dürfte. Denn dass die Zinsen allzu bald wieder deutlich steigen, ist unseres Erachtens angesichts der horrenden Verschuldung weltweit und der konjunkturellen Abkühlung unwahrscheinlich. Was nichts anderes bedeutet, als dass Sparer langsam, aber sicher enteignet werden.
Umso wichtiger wird die Dividende, eine von vielen Anlegern noch immer vernachlässigte Größe. Regelmäßige Erträge, über viele Jahre vereinnahmt, schaffen langfristig ein ordentliches Polster. Statt des Zinseszinseffektes sollten wir also besser an den Dividenden-Dividenden-Effekt denken.
In diesen Wochen dürfen sich Aktionäre wieder einmal freuen über die zum Teil üppigen Ausschüttungen der Unternehmen. Im Frühjahr ist in Deutschland traditionell Dividendensaison. Aber Vorsicht, Dividende ist nicht gleich Dividende – zumindest nicht aus Sicht eines langfristig denkenden Anlegers.
Für den ist die Dividendenrendite niemals allein entscheidend für die Auswahl einer Aktie. Denn eine hohe Dividendenrendite kann in die Irre führen. Möglicherweise kann sich das Unternehmen die Dividende gar nicht leisten und zehrt von der Substanz. Möglicherweise folgen deshalb in Zukunft die ein oder andere Nullrunde. Weil die Substanz aufgebraucht ist bzw. die zuvor an die Aktionäre ausgeschütteten Mittel besser anderweitig verwendet worden wären. Für Forschung und Entwicklung beispielsweise, also für die Zukunft des Unternehmens.
Viel wichtiger als die schlichte Dividendenrendite ist deshalb unseres Erachtens die Dividendenqualität. Diese leitet sich aus mehreren Kriterien ab. Neben der Höhe der Rendite fließen „Dividendensicherheit“ und das potenzielle Steigerungspotenzial der Ausschüttungen in die Bewertung mit ein.
Die Dividendensicherheit lässt sich unter anderem aus dem Verschuldungsgrad eines Unternehmens ableiten. Ein Unternehmen, dessen Bilanz sauber finanziert ist, hat es leichter, einen Teil seiner Gewinne an die Aktionäre auszuschütten. Sehr wichtig ist auch die Dividendenhistorie: Ein Konzern, der in den vergangenen 100 Jahren regelmäßig Dividenden an seine Anteilseigner gezahlt hat, wird dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft tun. Noch verlässlicher sind diejenigen, die ihre Dividende dabei stets gesteigert haben.