16.11.2017 - Kurt von Storch

13.000 Dax-Punk­te – na und!?


13.000 Dax-Punk­te – na und!?
Bloomberg

Anleger müssen sich nicht von Indexständen nervös machen lassen. Wer langfristig erfolgreich investieren will, der sollte andere, wichtigere Dinge im Blick haben.

13.000 Punkte. Die nächste, wie heißt es immer so schön, „magische“ Marke, ist geknackt. Alternativ ist auch von „psychologisch wichtiger Hürde“ die Rede, wenn diese auf den Deutschen Aktienindex, den Dax, fällt. Das Handbuch der täglichen Börsenberichterstattung ist voll mit Worthülsen und Pseudo-Attributen. Wochenlang wurde im Internet und in den täglichen Marktberichten der Wirtschaftspresse darüber fabuliert, wie der Dax mit ebendieser Marke kämpfe, ringe, kurz darunter abtauche, verloren gegangenes Terrain zurückerobere, bis er sie dann am Ende – welch Dramatik – doch „übersprungen“ habe. Zumindest zeitweise. Ein niemals endender Börsen-Thriller!

Ich kann diesem Markenkult nichts abgewinnen. Konnte ich noch nie. Auch zur Jahrtausendwende nicht, als es noch den Neuen Markt gab, und jede Tausendermarke medienwirksam mit riesigen Torten, Schampus und großem Tamtam auf dem Frankfurter Börsen-Parkett gefeiert wurde. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Geblieben ist die Freude an „magischen Marken“. Leider.  Offenbar suchen und finden viele Anleger Orientierung, indem sie sich permanent den Dax-Stand anschauen. Aber was hilft‘s?

Der Indexstand macht vielen Anlegern Angst

Ich vermute, dass die 13.000 Punkte heute vielen Geldanlegern Angst machen und davon abhalten, Aktien zu kaufen. So hoch ist der Dax bislang schließlich noch niemals geklettert. Jetzt noch Aktien kaufen? Kann in so dünner Höhenluft nur schiefgehen. Meist wird dann verglichen: 13.000 Punkte, das ist mehr als dreimal so viel wie Anfang 2009. Und noch sehr viel mehr, wenn man sich die Notierungen aus den frühen 1990er-Jahren anschaut.

Das Problem dabei ist, dass viele vergessen, was der Dax eigentlich ist – ein sogenannter „Performance-Index“. Das bedeutet, dass seine Konstrukteure die Dividenden noch auf die Kursentwicklung draufpacken, den Index also weiter „künstlich“ nach oben schieben.

Wer sich also partout den Dax anschauen will, weil er meint, es würde helfen, ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wie hoch die Aktienkurse mittlerweile geklettert sind, sollte also besser auf den Dax-Kursindex schauen. Der notiert heute bei knapp 6.200 Punkten und damit noch mehr als 100 Zähler unter seinem bisherigen Höchststand.

Aber auch das hilft Anlegern kaum weiter.

Wer wirklich wissen will, ob Aktien zu teuer sind – denn nichts anderes als diese Frage soll der Blick auf den Dax beantworten –,  muss die Bewertungen im Blick haben, also das Verhältnis von Börsenwert zu den Unternehmensgewinnen. Wer das tut, wird schnell feststellen, dass in den vergangenen Jahren nicht nur die Aktienkurse der Dax-Unternehmen gestiegen sind, sondern auch deren Gewinne. So liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) aller Dax-Aktien heute bei 13,5 – und damit unter dem langjährigen Durchschnitt (14,6). Von den Bewertungen zur Jahrtausendwende, als die Dax-Konzerne mit dem 30fachen ihrer Jahresgewinne gehandelt wurden, sind wir noch sehr weit entfernt.

Sind Aktien zu teuer?

Sind Aktien heute zu teuer? Nein, sie sind es nicht. Erst recht nicht, wenn wir uns anschauen, welche  Renditen die Alternativen abwerfen – Sparbuch, Festgeld, Lebensversicherung oder Bundesanleihe. Schlussendlich geht es auch um relative Attraktivität.

Ich würde Ihnen aber noch einen weiteren Ratschlag geben wollen: Vergessen Sie den Dax am besten ganz. Denn die durchschnittlichen Bewertungen sagen nichts aus über die einzelnen Unternehmen, die im Index enthalten sind. Es gibt gute und weniger gute Unternehmen, teure und weniger teure. Durchschnittswerte liefern stets ein verzerrtes Bild der Realität.

Anders ausgedrückt: Kümmern Sie sich nicht um Börsenindizes. Denken Sie in Unternehmen.

Dieser Beitrag ist kürzlich als Kolumne in der Rheinischen Post erschienen.

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