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Gesellschaft
11 Minuten

Wo bleibt das Flugtaxi?

- Shenwei Li

Während autonom fahrende E-Autos in China mancherorts zum Stadtbild zählen, sorgen die ersten Testflüge mit ferngesteuerten Kleinflugzeugen für Nervenkitzel.

Flugtaxis wären so wünschenswert – nicht nur in China. Mit einem kleinen Fluggerät einfach abheben und Staus umfliegen zu können, würde eine Menge Zeit sparen. Die Einladung eines chinesischen Herstellers, einem Probeflug mit innovativen, ferngesteuerten Fluggeräten beizuwohnen, die das ermöglichen sollen, nahm ich daher gerne an. Wir waren 15 Investorenvertreter. Doch kein einziger chinesischer Teilnehmer hatte bei diesem Termin selbst abheben wollen, zwei Europäer meldeten sich dafür an.

Was bedeutet eVTOL? Technologie und globale Wettbewerber

Auch wenn die Konkurrenz in den USA, Korea und Europa nicht schläft, erfährt die wirtschaftliche Nutzung des Luftraums bis 300 Meter bei uns besonderen Auftrieb. Hier sollen künftig eVTOL-Flugzeuge fliegen. Die Abkürzung eVTOL steht dabei für „Electric Vertical Take-off & Landing“, und in China befördert technologisches Know-how aus der Entwicklung von (selbstfahrenden) E-Autos diesen Sektor.

Während weltweit Unternehmen wie Joby und Archer aus den USA, Lilium aus Deutschland und Vertical aus Großbritannien an der Entwicklung solcher Flugzeuge arbeiten, sind es in China mehrere börsennotierte Unternehmen. Als Vorreiter gelten Ehang und Xpeng.

Diese neuen Fluggeräte haben einige Vorteile gegenüber Helikoptern, die in derselben Flughöhe operieren: Sie werden von Batterien angetrieben und sind damit weniger umweltschädlich als die im Stadtbetrieb oft (zu) lauten Helikopter. Sie benötigen keine Startbahn, weil sie vertikal nach oben abheben können, und sind so leicht, dass sie selbst auf der Terrasse eines Wohngebäudes starten und landen können. Weil zudem die mechanische Struktur eines eVTOL-Flugzeugs deutlich einfacher als die eines Helikopters ist und die Anforderungen an die Infrastruktur geringer sind, bieten sie Kostenvorteile.

Regulatorische Weichenstellungen in China

Die chinesische Regierung fördert diese Technologie bereits seit einiger Zeit. So wurde der Luftraum nach neuesten Vorschriften neu aufgeteilt – in eine regulierte Variante für die chinesische Staatsarmee und eine unregulierte, die sich grob gesagt in zwei Subkategorien für eine Höhe bis 300 Meter und eine für weniger als 120 Meter unterscheidet, welche (auch) für eine private ökonomische Nutzung zur Verfügung steht.

Doch vor allem hat die „Civil Aviation Administration of China“ (CAAC) bereits im Januar 2021 einen ersten Antrag von Ehang akzeptiert und im Februar 2022 die weltweit erste TC-Zertifikationsunterlage für unbemannte eVTOL-Flugzeuge erlassen. Der US- und der EU-Regulator haben bis jetzt noch kein einziges TC vergeben.

Weltweit bestätigt das Typenzertifikat (TC) vom Regulator, dass der Flugzeugtyp sicher fliegen kann. Für die Massenproduktion und den späteren Betrieb ist zudem ein Produktionszertifikat (PC) nötig. Außerdem braucht jedes einzelne Gerät eine Bestätigung der Lufttüchtigkeit (Airworthiness Certificate, AC).

Durchgeschüttelt beim Praxistest

Im Oktober 2023 bekam Ehang das TC für das bei unserem Probeflug getestete Modell EH216. Im April 2024 folgte das PC für die Massenproduktion des Modells, von dem bis dato 216 Einheiten ausgeliefert wurden, vornehmlich an Lokalregierungen und Betreiber von Sehenswürdigkeiten. Es kostet 2,3 Millionen Renminbi (etwa 280.000 Euro).

Wo bleibt das Flugtaxi? -

Noch ist das Modell in der Testphase, und die beiden Investorenvertreter, die sich für einen Probeflug angemeldet hatten, mussten zunächst ein Formular mit persönlichen Daten ausfüllen. Danach ging es zum Wiegen. Maximal 87 Kilo waren in der Probephase erlaubt. Später sollen zwei Passagiere Platz finden, und die Gewichtsgrenze soll entsprechend angepasst werden. Auch an Verbesserungen der Batteriekapazität wird gearbeitet. Derzeit kann der Flieger nach einer Ladezeit von einer Stunde 25 Minuten in der Luft bleiben.

Nach dem Einstieg in die Maschine ohne Piloten erhielten sie Kopfhörer und legten den Sicherheitsgurt an. Sicherheitspersonal von Ehang überprüfte beides und checkte zudem, ob nach der Türschließung von innen das Flugzeug wirklich geschlossen war. Passagiere konnten einen Notrufknopf drücken, der sie mit dem Betriebspersonal im Kontrollraum verband.

Der Notrufknopf wurde zwar nicht gebraucht. Aber nicht nur ich empfand den Flug als überraschend laut, obwohl dieser wegen des E-Antriebs theoretisch erheblich leiser ausfallen sollte als ein Helikopter. Auch die zwei testenden Insassen bezeichneten den Geräuschpegel als „sehr groß“. Zudem berichteten beide, dass sie beim Start ordentlich durchgeschüttelt worden seien.

Verbesserungspotenzial – auch bei der Konkurrenz

Das Angebot von Ehang hat also Verbesserungspotenzial. Ich habe mir daher auch das eVTOL-Modell mit dem Namen „Modular Flying Car Land Aircraft Carrier“ des Mitbewerbers Xpeng angesehen, das in den Kofferraum eines speziellen Autos passt. Es wird voraussichtlich etwa zwei Millionen Renminbi kosten und soll nach Herstellerangaben voraussichtlich Ende 2025 das TC erhalten.

Anders als das Modell von Ehang richtet sich diese Variante an Menschen, die nicht ferngesteuert, sondern selbst fliegen wollen. Für eine entsprechende Schulung setzt Xpeng zehn Stunden Trainingszeit an, die mit 40.000 bis 50.000 Renminbi Trainingsgebühren zu Buche schlagen.

Sicherheitsbedenken und Zukunftsaussichten von Flugtaxis

Offiziell hat das eVTOL-Flugzeug von Xpeng im Oktober 2025 auf der Luftfahrtmesse in Zhuhai einen ersten Testflug „erfolgreich“ abgeschlossen. Dabei existierte für einige Zeit ein Video im Internet, das zeigte, wie der Flieger leicht auf den Boden stürzte. Es soll zwar niemand verletzt worden sein, aber inzwischen wurde das Video gelöscht. Das erscheint mir heikel.

Aus meiner Sicht geht Sicherheit vor. Könnten doch Unfälle mit einem Flugtaxi in einem Stadtgebiet verheerend ausgehen. Und so stimmt mich der Praxistest in beiden Fällen skeptisch. So schön also Flugtaxis wären – beim Thema eVTOL scheint so einiges noch Zukunftsmusik zu sein.

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